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Ausstellungen: Mönchengladbach · von Uta M. Reindl · S. 233 - 234
Ausstellungen: Mönchengladbach ,

Mönchengladbach
Julia Scher

Hochsicherheitsgesellschaft
Museum Abteiberg 26.03.–20.08.2023

von Uta M. Reindl

Mit „Don’t Worry“ überschrieb die US-Künstlerin Julia Scher 1994 ihre Präsentation von Überwachungsinstallationen im Kölnischen Kunstverein, die schon damals ein mulmiges Gefühl auslösten. Und dies zu Zeiten, als allein in den Vereinigten Staaten High-Tech-Überwachungen eher ein Privileg waren. Inzwischen sieht das schon völlig anders aus und so hat Scher ihrer aktuellen Überblicksschau in Mönchengladbach den beunruhigenden Titel „Maximum Security Society“ gegeben. Dadurch eingestimmt mag allerdings den Besucher*innen das im Windfang des Museums Abteiberg ertönende, von der Künstlerin persönlich und im sanften Stewardesstonfall gesprochene „Don’t worry“ kein bisschen beruhigend anmuten.

Der Parcours durch Julia Schers Oeuvre dürfte jedoch rasch deutlich machen, dass die 1954 in Hollywood geborenen Künstlerin jene inzwischen enorme Macht von Sicherheits- und Kontrollsystemen weltweit in einer virtuosen Verquickung von Witz und Ernsthaftigkeit zur Anschauung bringt. Gleich wenige Schritte vom besagten Windfang entfernt ist da nämlich eine seltsame Überwachungsinstallation aus der Serie „Hidden Camera“ mit dem unmissverständlichen Untertitel „Architectural Vagina“ (1991 / 92) installiert: Dort lugt ein JVC-Vintage Camcorder mitten aus einem knallroten Kunstpflanzengestrüpp.

Schers hier unübersehbare und augenzwinkernde feministische Anspielung lässt sich sodann im Installationsensemble „Embedded, Mama Bed“, „Embedded, Papa Bed“ und „Embedded, Baby Bed“ (2003) entdecken, das mit allerhand Überwachungsinstrumentarium ausgestattet, doch je nach Familienmitglied mit unterschiedlichen Attributen versehen ist. Spiegeln sie den Wert der Familie als Kernzelle der Gesellschaft, womöglich auch ein begehrtes Ziel der Hochsicherheitsgesellschaft? Dass auf dem „Mama Bed“ neben den Büchern auch eine Lederpeitsche, auf dem „Papa Bed“ ein Stapel Armee-Uniformen liegt, dürfte wohl kaum als feministische…

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