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Titel: Cuteness — Das Niedliche als ästhetische Kategorie. - 1 Theorie und Ästhetik · von Annekathrin Kohout · S. 48 - 73
Titel: Cuteness — Das Niedliche als ästhetische Kategorie. - 1 Theorie und Ästhetik ,
Titel: Cuteness — Das Niedliche als ästhetische Kategorie. - 1 Theorie und Ästhetik

Niedlichkeit erlaubt!

Bedeutungswandel einer umstrittenen Ästhetik
von Annekathrin Kohout

Am Niedlichen scheiden sich die Geister. Wie auf drollige Tiere, putzige Figuren oder süße Kulleraugen reagiert wird, erweist sich zuweilen als Prüfstein für die kulturelle Herkunft: Wer dem entspannt, neugierig oder sogar enthusiastisch begegnen kann, dürfte populärkulturell sozialisiert sein. Wer die Ästhetik grundsätzlich als oberflächliches, standardisiertes und belangloses Massenphänomen ablehnt, ja sich davon vielleicht sogar provoziert fühlt, dürfte hingegen ein tendenziell bildungsbürgerlicher Verfechter dessen sein, was einst als „Hochkultur“ bezeichnet wurde. Zwar mochte die Grenze zwischen eben jener ‚low culture‘ und ‚high culture‘ spätestens seit der Pop Art als durchlässig oder sogar überwunden gelten, doch kann die vehemente Ablehnung der Ästhetik des Niedlichen in der Bildenden Kunst als ein Zeichen ihres Fortlebens gedeutet werden. „Ist es schlecht, wenn die Kunst, die ich mag, lustig oder niedlich ist, wenn sie leicht zugänglich ist und von der Mehrheit verstanden und gemocht wird – und nicht nur von einer Elite von Intellektuellen? Macht mich das zu einer schlechten Kritikerin?“ fragte sich die Autorin Jacquelyn Ross 2019 in einem Essay, mit ihrer eigenen, positiven Betrachtung „niedlicher, gutaussehender, lustiger, süßer“ Kunst hadernd.1

Das Niedliche gilt als infantil, bedürftig, verletzlich, hilflos, naiv und banal sowie als oberflächlich, bloßer Reiz, unecht und täuschend.

Als ich mit der Arbeit an diesem Band begann, war ich nicht darauf vorbereitet, wie umstritten die Ästhetik der Cuteness trotz oder gerade wegen ihrer Allgegenwärtigkeit in Konsum-, Pop- und Internetkultur ist, ja wie umfassend Niedliches in der Bildenden Kunst und Kunsttheorie immer wieder tabuisiert wird. „Wie niedlich!“ oder…

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von Annekathrin Kohout

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