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Ausstellungen: Darmstadt · von Christian Huther · S. 314 - 315
Ausstellungen: Darmstadt , 2010

Christian Huther
Märchen Kunst

Kunsthalle Darmstadt, 6.6.-3.10.2010

Die Ideen fliegen ihm nur so zu. Er muss lediglich die durch den Raum flatternden Notizen und Zeichnungen auffangen, die bereits von unbekannter Hand zu Papier gebracht wurden. Ein modernes Märchen, wie jeder weiß, der mit Künstlern zu tun hat. Die Realität sieht anders aus. Aber William Kentridges Film über eine imaginäre Reise zum Mond – mittels Kaffeekanne als Rakete – bringt den Widerspruch zwischen Märchen und Wirklichkeit auf den Punkt. Deshalb hat Peter Joch, der Leiter der Darmstädter Kunsthalle, auch Kentridge mit ausgewählt für seine klug durchdachte und geschickt in Szene gesetzte Ausstellung „Märchen Kunst“.

Denn zeitgenössische Künstler verwenden Märchenfiguren oder -motive, um damit ihre Gesellschaftskritik zu verpacken. In Märchen ist der Grat zwischen Gut und Böse nur schmal, zudem erlaubt die doppelbödige Moral viel Grausamkeit. Und die 14 in Darmstadt vertretenen, fast durchweg prominenten Künstler erzählen, bis auf wenige Ausnahmen, keine märchenhaft schön verlaufenden oder gar glückselig endenden Begebenheiten. Ihre überwiegend im letzten Jahrzehnt entstandenen Gemälde, Fotos, Zeichnungen, Scherenschnitte, Videos, Skulpturen und Installationen enthüllen fast nur erschreckende, abstruse oder geradezu widerliche Geschichten.

Aber zuerst fallen in der Eingangshalle die „Mutanten“ von Magdalena Abakanowicz auf, mit 80 Jahren die älteste Teilnehmerin der Schau, die sonst – mit Ausnahme des kürzlich verstorbenen Sigmar Polke – durchweg auf jüngere Künstler zwischen 29 und 55 Jahren setzt. Freilich weiß der Betrachter nicht so recht, woran er bei Abakanowicz’ Vierbeinern aus Sackleinen und Kunstharz ist. Die Tiere sind nicht näher definierbar, denn die Kopfpartien sind nicht weiter ausgebildet. Diese „Mutanten“…


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von Christian Huther

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