Reinhard Ermen
Die Ungleichheit des Ähnlichen
»Rasterfahndung. Das Raster in der Kunst nach 1945«
Kunstmuseum Stuttgart, 5.5. – 7.10.2012
Für die Ausstellung von Michel Majerus wurde das gesamte Kunstmuseum umgeräumt. Die Sammlung kam in den Kubus, also in den Wechselausstellungsbereich, die aufgeblasenen Riesenformate des viel zu früh gestorbenen Schnellmalers zogen in die Raumfluchten unter dem kleinen Schlossplatz ein. Nachdem der Majerus Rausch verflogen ist, hätte die Sammlung eigentlich wieder in ihren angestammten Bereich zurückkehren sollen, doch für diese eine neue Ausstellung, für die „Rasterfahndung“ bleibt es bei der verkehrten Welt. Man könnte sich an diese neue Raumordnung gewöhnen, an die kompakte Präsentation der hauseigenen Schätze im schönen Turm und den offenen Diskurs der vorüber ziehenden Ereignisse in den weitläufigen Horizontalen. Die erste große Übersichtsausstellung zum „Raster in der Kunst nach 1945“ profitiert jedenfalls ganz entschieden von den zur Verfügung stehenden 2500 qm; etwa 145 Arbeiten von 50 Künstlern hat die verantwortliche Kuratorin Simone Schimpf zusammengetragen.
Es gibt immer mal wieder Ausstellungen, in denen rote, goldene oder schwarze Bilder und Objekte zusammengeführt werden. So überraschend die dabei gelegentlich zusammen kommenden Begegnungen sein mögen, eine gewisse Oberflächlichkeit spielt immer mit. Die Gefahr bestand auch bei der „Tasterfahndung“, doch anscheinend baut der konstruktive Grundkonsens natürliche Brücken selbst über Abgründe. Es gibt anscheinend eine Sehnsucht nach ‚Ordnung’, nicht nur bei den Gründervätern, etwa als immer wiederkehrende Versuchsanordnung wie sie Josef Albers (1888 – 1976) für die „Hommage to the Square“ erfand, und wenn Attila Kovacs (*1938) die disponiblem Möglichkeiten der „Hommage“ auf in 2025 Zeichnungen auf insgesamt…