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Ausstellungen: Köln · S. 362 - 363
Ausstellungen: Köln , 1994

Jürgen Kisters
Recycled

»Künstler verwerten Abfall«
Galerie Reckermann, Köln, 29.4. – 11.6.1994

Die Welt erstickt in Abfall, Müll und Schrott. Das ist weniger eine übertriebene Schreckensvision als eine nüchterne Tatsache. Die Zeiten, als der Müll noch ein kulturelles Randproblem darstellte und große Teile des gesellschaftlichen Abfalls organischer Art waren, sind lange vorbei. Die Produktion von Waren ist gigantisch, und der Müll, der dadurch fortwährend abfällt, wird von der Natur ebensowenig aufgesaugt wie es (bislang) gelingt, ihn wiederzuverwerten. Die einstmalige Vorstellung, man könne den Müll einfach verbrennen, vergraben, vergessen, gilt nicht mehr. Obwohl Recycling, die Wiederverwertung von Abfall, so alt ist wie die Menschheitsgeschichte, hat es im Bewußtsein der Gesellschaften dennoch außer in Notzeiten keine große Rolle gespielt. Darüber kann auch die gegenwärtige Diskussion um Recycling und den grünen Punkt nicht hinwegtäuschen. Die uferlose Müllproduktion der modernen Industriekultur und die Wiederverwertung des Abfalls stehen bislang keineswegs in einem angemessenen Verhältnis.

Doch, so mag man sich fragen, was hat das alles mit Kunst zu tun? Der Müll als kulturelle Tatsache ist ein Phänomen, das zwar nicht erst heute in den Blick der Öffentlichkeit geraten ist, aber erst in den Jahren des Überflusses und der verstärkten Umweltbelastung einer wachstums- und verbrauchsorientierten Konsumgesellschaft begannen Künstler, sich für den Müll als Thema und Material zu interessieren. So hat der Abfall eine Geschichte, die sich auch am Beispiel künstlerischer Objekte gut demonstrieren läßt, gleichermaßen als eine Problem-, Material-, Kultur- und Phantasiegeschichte. Spätestens seit der Erfindung der Kunst dieses Jahrhunderts, seit Duchamp und Dadaismus, ist die Sprache der Alltagsgegenstände und…



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