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Ausstellungen: London · S. 356 - 357
Ausstellungen: London , 2010

Edgar Schmitz
Rude Britannia

»Witze für den Massenmarkt«
Tate Britain, 9.6. – 5.9.2010

Wahrscheinlich gilt es erstmal als erfreulich, dass der Witz museumsfähig ist, und vielleicht ist es auch noch interessant, was passiert, wenn er als nationales Charakteristikum (und Objekt nationalen Stolzes) zusammengestellt wird. Die Ausstellung präsentiert eine Art Index angeblich spezifisch englischer Spielarten des Komischen und breitet diese durch die Jahrhunderte (von Hogarth und Gillray bis Spitting Image) und in der Spannung zwischen Hochkunst und Populärmedien aus. Was dabei aber von den Arbeiten übrig bleibt (von den Arbeiten selbst, und von ihrem Witz-Potential), ist ein andere Frage.

Das kuratorische Primat liegt deutlich auf einfacher Verarbeitungsfähigkeit: Der an sich starke historische Teil ist mit dem Einschub comic-hafter Wandtafeln modisch so aufbereitet, als käme es vor allem darauf an, die Arbeiten selbst bloß nicht wirklich ernst zu nehmen, als bestünde die Gefahr gerade darin, dass Hogarth auch wirklich interessant sein könnte. Und die pauschalen Kategorien von ‘British Comic Art’ über ‘Politics’ bis ‘The Absurd’, die die Ausstellung strukturieren (wenn das nicht schon zuviel gesagt ist), ordnen das Politische, das Sexuelle usw so zu, dass das, was sonst als (weitgehend tagespolitische) Karikatur funktionierte, hier im Rahmen des musealen Überblicks bestenfalls noch wider erkennende Anerkennung ausreizt.

Die sich selbst gratulierende Behaglichkeit der Ausstellung ist ein typisches Tate Problem, ihr grundlegender Konservatismus produziert sich durch die inhaltliche Ghettoisierung und die vereinheitlichende, konsens-getriebene Ausstellungsform. Ironischerweise führt dabei gerade die Funktionaliserung eigentlich dissenter Äußerungen zur selbstversichernden Erkenntnis, dass angesichts dieser Fülle kritisch gemeinter Ausdrucksformen alles ja wohl doch…



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