Salomé, Luciano Castelli und Rainer Fetting: Bild Erotismen
1982 zeigte das “Musée d’art contemporain” in Bordeaux Gemeinschaftsarbeiten der Berliner Maler Salomé, Rainer Fetting und des in Berlin lebenden Schweizers Luciano Castelli aus den Jahren 1979 bis 1982. Die umfangreiche, sinnenfrohe Ausstellung dokumentierte die Zusammenarbeit dieser drei Berliner Künstler seit dem Beginn ihrer Freundschaften (und zeitweisen Feindschaften). Die Erfahrung einer kollektiv betriebenen (Selbsthilfe-)Galerie am Moritzplatz, das gemeinsame Auftreten in Performances, Konzerten und Filmen spielen in diese Bilder hinein und bestimmten sie als Ausdruck eines gesteigerten Lebensgefühles. Der subkulturelle Aspekt, der am Beginn der malerischen Entdeckungen als neue Kraft in die Arbeiten eindrang, besitzt auch heute noch eine oppositionelle “Heftigkeit”. In der isolierten Berliner Kunstsituation wirkten die Bilder dieser Künstler seit dem Ende der siebziger Jahre wie eine Befreiung aus verfestigten Kunstklischees. Wesentlich bestimmt durch die anarchisch-eklektischen Stilmittel der Avantgarde-Rockmusik wagen sie einen Weg, der sie zugleich aus der Subkultur herausführt. Schon die für den legendären, zeitweise von Kippenberger betriebenen Rockschuppen “S. O. 36” geschaffenen Gemeinschaftsbilder von Rainer Fetting, Helmut Middendorff und Bernd Zimmer – gigantische Stadtszenen und Naturvisionen – passen sich nicht der gängigen Underground-Ästhetik an, sondern entdecken eine eigenständige Bildwelt, die sich auf unsere Gegenwart und zugleich – irritierend – auf Kunstgeschichte bezieht. Die Berliner Künstler entdecken für sich eine Malerei, die der weitgehenden Tabuisierung der expressiven Tradition widerspricht. Doch der Schritt hierhin schafft keinen “historistischen Expressionismus”. Der Rückbezug zu Fauvismus und Expressionismus ist – vermittelt durch Tachismus, Pop art und Alltagskultur – ein Amalgan, bestimmt von der Sehnsucht nach Unmittelbarkeit….