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Ausstellungen: Graz · S. 208 - 215
Ausstellungen: Graz , 1986

Helmut Draxler
Synonyme für Skulptur

Trigon ’85, Steirischer Herbst, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz, 4. Juli bis 18. August 1985

Lang, lang ist’s her, da war die Plastik ein Stiefkind des Kunstbetriebes. Ein eisiger Wind blies von den Gipfeln eben erklommener »entgrenzender« Kunststrategien – man erinnert sich kaum. Und so »out« mußte das plastische Tier- und Menschenbild wohl werden, um als Sprungbrett für ein neues zu dienen. Zum verhätschelten Liebkind der Kunstszene degeneriert die Plastik heute, vor ihren dümmsten Scherzen lacht keiner mehr.

Zwischen Schottland-Tief und Azoren-Hoch wird die Unplastik des Joseph Beuys zumeist überbewertet, aber das Gewitter der neuen Malerei ging nieder, von deren Markteroberung bislang die »neuen« Bildhauer am meisten profitierten. Ohne eigene Lebensform, ohne rigorose Ansprüche, ohne heroischen Blitzkrieg besetzten sie nahezu alle Positionen, die am Schlachtfeld Kunstbetrieb zu besetzen sind.

Mit »Synonymen für Skulptur« versucht das TRIGON 1985, jene eigentümliche Biennale des »Steirischen Herbst« in Graz, die von sieben Kommissären verantwortet wird, die Ethik dieser vielfältigen, künstlerischen Tätigkeiten freilich anderswo zu fassen. Sie umgeht mit diesem Titel den Begriff der »neuen Skulptur« und hält ihn doch immer im Hinterhalt. Denn die Etikettierung »Skulptur«, meist ein Synonym für Plastik, weist auf eine neukonservative Ausdrucksform hin, die im Dreidimensionalen leisten soll, was der Malerei an der Fläche für kurze Zeit gelang: Renaissance, Integrität und Stimmigkeit einer bildnerischen Vor- oder Aufgabe. War aber damit nicht bereits genug getan? »So scheint mir denn die neue Skulptur viel bewußter als modische Manipulation gemanagt worden zu sein als die neue Malerei«, mutmaßt Martin Kunz. Und…


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