Yu Hong
Garden of Dreams
CAFA-Museum, Beijing 29.09.2016 – 30.01.2017
von Heinz-Norbert Jocks
Im Westen stehen die weiblichen Künstler im Schatten der männlichen. Doch wie sieht die Lage in China aus? Dort zeigt derzeit die zum Star und Vorbild für die junge Generation avancierte Malerin Yu Hong ihre jüngsten, beeindruckenden Gemälde in der von Fan Di’an kuratierten Ausstellung im CAFA-Museum unter dem Titel „Garden of Dreams“. Die Frage, ob weibliche Künstlerinnen es in ihrem Land schwerer hätten, wird von ihr klar verneint. Vielmehr hätten ihre Erfahrungen als Mutter einer Tochter sie nicht nur persönlich bereichert, sondern auch ihre Kunst thematisch verdichtet, insofern sie ihr eigenes Leben darin gespiegelt sah, wie anders ihre Tochter aufwuchs. Ohne diese Selbstbespiegelung hätten ihr Blick sowohl auf das eigene als auch auf das Leben der Anderen und ihr Weltverständnis eine andere Richtung eingeschlagen.
In ihrer Diptychon-Serie „Witness to Growth“ setzt sich Yu mit der Chronik ihrer eigenen Existenz sowie mit der Thematik der Identitätssuche auf faszinierende Weise auseinander. Dabei entsteht ein mit ihrer Geburt einsetzendes, bis zur Gegenwart reichendes Tagebuch. In diesem lässt sie die Zeit vor und nach der Geburt ihrer Tochter Revue passieren. Für jedes Jahr wählt sie ein aus ihrer Sicht signifikantes, historisches oder politisches Ereignis aus und stellt dieses einer Szene aus ihrem privaten Leben gegenüber. Dazu pickt sie sich eine dokumentarische Fotografie heraus, welches sie in Malerei verwandelt, sowie ein persönliches, das Jahr markierendes Erlebnis. Die individuelle Erinnerung wird mit der kollektiven kombiniert und liefert ein Zeugnis der Subjektivität. Diese ist…