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Ausstellungen: Paris · S. 396 - 398
Ausstellungen: Paris , 1993

Michael Hübl
Zellen und Spiele

Absalon, Dominique Gonzalez-Foerster, Xavier Veilhan, Jean-Jacques Rullier
Vier Ausstellungen im Musée d`Art Moderne, Paris,28.1.1993 – 14.3.1993

Klare Daten: “1 leerer Karton, 50 x 50 cm Plastikfolie (semitransparent), ca. 8 m (wasserabweisendes) Klebeband, ca. 2 m Draht, 1 scharfes Taschenmesser (Werkzeug)”1 – so sieht das Bauherrenmodell aus, das Kobo Abe dem Protagonisten seines Romans “Der Schachtelmann” verpaßte. Der jüngst verstorbene japanische Autor, der die Literatur Kafkas erst kennenlernte, als er bereits zu schreiben begonnen hatte2, schildert bis in die Details Bau und Gebrauch der tragbaren Gehäuse: S-förmig zurechtgebogener Draht wird in die Kartonwände gehakt und dient zur Aufbewahrung des Notwendigsten. “Wer viel an persönlicher Habe hat, kann den Boden auch zu beiden Seiten innen hochklappen, mit Draht und Klebeband befestigen und als Ablage benutzen3”, heißt es in dem 1973 veröffentlichten Roman. Zum Ausgehen wird empfohlen, Sackleinen in drei Lagen um die Hüften zu legen, denn das “füllt den Zwischenraum zwischen Körper und Karton und sorgt für Stabilität4”.

Verglichen mit diesen Pappkammern sind die “Zellen” (Cellules), die Absalon baut, Paläste: Immerhin bestehen sie aus mehreren Kompartimenten, Räumen, neuerdings auch Etagen. Mit den ärmlichen Behausungen des “Schachtelmanns” haben sie gemein, daß der Wohnraum auf ein Minimum verknappt ist: 9,24 Quadratmeter Grundfläche bietet Absalons “Cellule No.1” bei einem Gesamtvolumen von etwa 17 Kubikmetern; seine “Cellule No. 5”, zusammen mit den Objekten Nummer 4 und 6 eigens für die Pariser Ausstellung gebaut, bleibt, wiewohl zweigeschossig, noch deutlich unter diesen Werten. Dabei fehlt es an nichts: Absalon stattet die kompakten Einheiten gewissermaßen serienmäßig mit…



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