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Ausstellungen: Berlin · von Ingo Arend · S. 269 - 268
Ausstellungen: Berlin , 2012

Ingo Arend
12. im 12.

Tanas Berlin, 10.12.2011 – 3.2.2012

Wie geht man eigentlich mit Rollenerwartungen um? Es fällt nicht schwer, Ergin Çavusoglus Video-Installation „Backbench“ mit dieser Frage im Hinterkopf zu lesen. Auf 5 Bildschirmen sieht man eine Truppe von Menschen bei dem Versuch, ein von dem türkischen Künstler geschriebenes Skript nachzuspielen. Je länger sie sich jedoch mit den Charakteren zu identifizieren versuchen, desto mehr wachsen ihre Zweifel am Sinn des Geschehens.

Natürlich geht es in der Arbeit um mehr. Aber mit dem Inhalt des 47-minütigen Videos wäre zugleich eine allgemeine künstlerische Haltung beschrieben. Denn wenn die 12 Künstler, die Kurator René Block zur 12. Ausstellung im Kunstraum Tanas versammelt hat, etwas gemeinsam haben, dann die Abneigung, sich auf so etwas wie (nationale) Identität festlegen zu lassen. Selbst wenn alle von ihnen türkischer Abstammung sind. Viel eher zeugt sie von der beeindruckenden ästhetischen Spannbreite zeitgenössischer junger Kunst, die ihre Wurzeln in der Türkei hat.

Zwar werden auch bei ihnen die Fragen nach der Herkunft wieder virulent. Wie das Beispiel Vahap Avşars zeigt. Der 1965 in Malatya geborene Künstler ging 1995 nach New York. Seine jüngste Werkserie „Chief Commander“ besteht aus vergrößerten Postkarten, die aus einem Foto-Geschäft stammen, wo Avşar als junger Kunststudent gearbeitet hatte. Die Reihe mit Ansichten von Denkmälern des Staatschefs Atatürk in türkischen Städten wie Antalya oder Ankara sagt etwas über die Mechanismen aus, mit der die türkische Identität erzeugt werden sollte. Zugleich sind sie ein Dokument der Alltagsgeschichte des Landes in den sechziger Jahren.

Doch den Arbeiten der „zweiten Generation“ türkischer Künstler,…


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