15 Museum für Sepulkralkultur
Erick Beltrán, Hamja Ahsan
In Interviews mit Kasseler Bürger*innen hat Erick Beltrán [01] für Manifold (2022) individuelle und kollektive Bilder der Macht erforscht. Die Ergebnisse sind über drei Etagen verteilt, die selbst eine Art „umgekehrte“, nach oben hin zugänglicher werdende Machtstruktur in der Rezeption aufbauen.
Zuerst konfrontiert uns Beltrán mit einem unüberschaubaren Raster aus Personifikationen der Herrschaft: Wir treffen auf den Leviathan und Herkules, den „wilden Mann“, den Niemand und Mark Zuckerberg. Ein Video zeichnet Verbindungen zwischen den Motivreihen nach, wie bei einem ikonogra phischen Domino-Spiel, dessen Regeln schwer erschließbar sind. Erst im mittleren Stock werden Ordnungskriterien aufgeschlüsselt – doch auch hier in einem großformatig überwältigenden Diagramm, das intensivstes Studium erfordert. Mit Ausdauer rekonstruiert man nicht viel mehr als Teilbereiche der Auseinandersetzung: die gesammelten Bilder der Macht lassen sich laut diesem Schema in räumliche und architektonische Anordnungen, Rumpelstilzchen-artige Fantasien sowie Figuren eines mehr oder weniger ausbalancierten Machtverhältnisses unterteilen.
Sie werden in einem Koordinatensystem entlang der Achsen „Multitude und Einheit“, „politische Macht und teuflischer Pakt“ sowie „fließend und blockierend“ moduliert. Durch Verschränkung dieser Ebenen in unseren je individuellen Vorstellungen ergibt sich eine komplexe „topologische Mannigfaltigkeit“ für die Visualisierung kollektiver Imagination. Mitten im Raum präsentiert Beltrán einen monumentalen Abguss dieser Art von vierdimensional verknotetem Möbiusband.
Der oberste Stock wiederum löst im Archiv der Interviews die abstrahierten Visualisierungen zu konkreten Geschichten auf – die nicht weniger beunruhigend wirken, aber greifbar, in der verschriftlichten Erzählung spürbar menschenerdacht. Vor allem stellt sich hier die zentrale Frage:…