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Titel: documenta fifteen - documenta fifteen: Rundgang · von Ellen Wagner · S. 226 - 227
Titel: documenta fifteen - documenta fifteen: Rundgang ,

19 Komposthaufen (Karlsaue)

La Intermundial Holobiente

La Intermundial Holobiente besteht aus der Philosophin Paula Fleisner, der Künstlerin Claudia Fontes, dem Autoren Pablo M. Ruiz und einem vierten Mitglied, dessen unbesetzter Platz für alle weiteren, auch nicht-menschlichen möglichen Mitwirkenden steht. Ausgangspunkt ihrer Arbeit in Kassel ist die künstlich angelegte Blumeninsel Siebenbergen, die Wilhelm Hentze 1810 getrieben von der Vision bepflanzte, sieben Ökosysteme aus aller Welt zu vereinen. Der dort anfallende Grünabfall, voll mit exotischem Saatgut, wird nun in seiner schlummernden Diversität zur „Bedrohung“, ist es doch Hauptaufgabe der Gärtner*innen, den Originalzustand der ganzen Parkanlage zu erhalten. Der mit dem ambivalenten Surplus und in kolonialer Überschätzung, gartenkünstlerisch den Globus zu umarmen, aufgeladene Erde muss sterilisiert und erneut fruchtbar gemacht werden.

Die Kompoststelle in den Auen ist aufgrund ihrer effektvollen Öffnung auf die Baumanpflanzungen auch als „Theaterschlag“ bekannt. Sie wird nun zur potentiellen Bühne eines Umschlags von Handlungsmacht: Von einer Theatermalerin wurde ein transparenter Schleier angefertigt, wie er im Bühnenbild üblich ist – mit dem Motiv derselben Landschaft, in der wir uns am Ausstellungsort befinden. Im Wind weht er sachte hin und her, bauscht, verflüchtigt sich je nach Lichteinfall – und gibt der Landschaft so „ihr Bild zurück“, wie das Kollektiv es ausdrückt. Dabei geht es keineswegs um effektvolle Rhetorik, sondern behutsame Übersetzungsarbeit zwischen der Natur und ihren Repräsentationen.

So versucht auch The Book of the Ten Thousand Things nicht über, sondern mit den nicht-menschlichen Akteur*innen zu schreiben. Ein imaginativer Leerraum steht stellvertretend für deren mögliche Äußerungen im Zentrum jeder Seite. Künstler*innen und Autor*innen wurden eingeladen,…

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