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Titel: Hot Spot Tropen · von Paolo Bianchi · S. 156 - 157
Titel: Hot Spot Tropen , 2009

8 – HOT SPOT TRAURIGE TROPEN

Mark Münzel schreibt eine Hommage zum 100. Geburtstag
von Claude Lévi-Strauss
Ottmar Ette sieht auf die traurigen Tropen die transarealen Tropen folgen
Rémy Markowitsch durchleuchtet als Fotograf die „Tristes Tropiques“

„Armes gehetztes Wild in den Fängen der Zivilisation,
sanftmütige und ohnmächtige Opfer,
ich kann mich zwar damit abfinden, das Schicksal zu verstehen,
das euch zugrunde gerichtet hat, nicht aber damit,
von jenen Hexenkünsten betrogen zu werden,
die sich vor einem Publikum breitmachen,
das nach Bildern in Agfacolor lechzt,
die eure zerstörten Masken ersetzen sollen.“

Claude Lévi-Strauss,
in: Brasilianisches Album, Paris 1994 (dt. München 1995)

Am 28. November 2008 wurde Claude Lévi-Strauss 100 Jahre alt. Der trotz seines hohen Alters immer noch rüstige Begründer der strukturalen Anthropologie aus Paris, startet 1935 zu seiner ersten Expedition mit dem Ziel, die Lebensgewohnheiten, Riten und Mythen der Caduveo-Indios im Bundesstaat Goias in Zentralbrasilien zu untersuchen. Dies bildet nur den „Auftakt“ zu seiner zweiten großen, im November 1937 durchgeführten Expedition in eine bislang völlig unerschlossene Region im Mato Grosso (Amazonasgebiet), die zum Ziel hat, das Leben und die Sitten des Bororo-Stammes wissenschaftlich zu erforschen.

Es gelingt Lévi-Strauss, ein freundschaftliches Verhältnis zu den Bororo aufzubauen. Der Stamm ist in mehrere Familien-Clans aufgeteilt, die in bescheidenen Hütten wohnen und im Wesentlichen vom Verkauf von Keramik-Gegenständen leben. Er treibt mit ihnen regen Handel, fotografiert intensiv (siehe Bild), erforscht Sprache, Gesten und die Heiratsregeln des Stammes. Am Ende seiner Expedition hat er ausreichend Material gesammelt für das Buch „Elementare Verwandtschaftsstrukturen“ (1949) sowie für die 1955 erscheinenden „Tristes Tropiques“.

Lévi-Strauss’ Aufnahmen sind nicht in Agfacolor und fern davon, eine…


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