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Titel: Hot Spot Tropen · von Khal Torabully · S. 104 - 107
Titel: Hot Spot Tropen , 2009

Khal Torabully
Coolitude

Das Konzept der „Coolitude“1 bezieht sich auf den „Kuli“ (fr.: coolie) im weitesten Sinne: auf seine stumme Überfahrt, auf seine Geschichte, die aus Exil und Schweigen besteht. Es bezieht sich auf den, der als Letzter auf Mauritius, in Afrika und oder auf den Antillen angekommen ist und das Schlusslicht in der kulturellen Komplexität bildet.

Vision der Zukunft

Dieser Neologismus verweist auf eine übernommene Identität, die durch eine Reise durch die Erinnerung wiederangeeignet wurde und über das Konzept der indianité hinausgeht, das die Vorstellung einer Rückkehr ins Heimatland Indien impliziert. Er bezeichnet den Prozess der métissage, der Vermischung, des interkulturellen Austausches, der Kreolisierung, wie sie heute geschieht.

Aktuell berücksichtigt er jene interkulturellen Ausdrucksformen des zeitgenössischen kreativen Schaffens, in denen ein indischer Anteil spürbar ist. Dieses Konzept will aber auch die Beziehungen zwischen den Nachfahren der Sklaven und denen der Kulis neu definieren, die in der Kolonialgeschichte oft nur sehr inadäquat dargestellt wurden.

Die Coolitude wurzelt also in der Dynamik einer Öffnung gegenüber anderen Kulturen, ohne ihre eigenen kulturellen Vorläufer zu entwerten. Sie ist aber auch eine Vision der Zukunft in einer Welt, die immer stärker dazu aufgerufen ist, sich als eine Poetik der Beziehungen zu begreifen, in der das Andere und dessen Identitäten, Kulturen und Besonderheiten Reibungsflächen in der Sprache, den Vorstellungswelten und in der Konstruktion komplexer, multipler Identitäten erzeugen.

Spiel der Anomie

Coolitude, Kreolität: Unsere Codes entstehen nach dem Vorbild unserer Exile. Diese Annäherung, diese „Linie“, ist umso prägnanter für Nachfahren von Immigranten aus Indien, als die Kulis als Letzte ihren Platz innerhalb des…


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