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Monografie · von Doris von Drathen · S. 214 - 225
Monografie ,

Ali Kaaf

Der Teil und das Ganze
Anmerkungen zu seiner Ausstellung „Ich bin Fremder. Zweifach Fremder“ im Pergamon-Museum, Berlin

von Doris von Drathen

Die haptische Erdhauterfahrung, die der Künstler von seinem geologisch forschenden Vater lernte, war ihm von jeher wichtiger als territoriales Denken. Das Anders-Sein und Grenzwandern gehören zu Ali Kaaf, seit er Ende der 1970er Jahre im algerischen Oran in eine syrische Familie geboren wurde, die sich zur Minderheit der Druden zählte. In levantinischer Tradition hatte er seine Lebens- und Reisestationen zwischen Damaskus, Amman, Beirut und Istanbul mit dem Begriff Mittelmeerraum verbunden. So fühlt er sich etwa Cézanne nah, wegen des starken Lichts, der trockenen Gesteinsrisse. Nach vierjährigem Studium in Beirut am Institut des Beaux-Arts begegnete er in Amman, Jordanien, während einer Sommerakademie, Marwan Kassab-Bachi, der in Berlin an der Universität der Künste unterrichtete und Kaaf einlud. Kaaf kam fünf Jahre und blieb: zunächst studierte er bei Marwan, dann bis 2005, bei Rebecca Horn. Seither lebt er in Berlin. Regelmäßig vertauschte der Künstler die für ihn allzu fest gefügte nordeuropäische Welt mit den eher provisorischen urbanen Situationen des damaligen Damaskus. Seine Arbeit brauchte diesen fragilen Lebensraum. Seit dem Krieg 2011 war daraus eine Innenwelt geworden, geprägt von Brüchen, Leerstellen, Schnitten, aufbrechenden Oberflächen, aber auch von der Suche nach einer Einheit.

Die Bildwelt seiner großen Papierarbeiten und oftmals interdisziplinär komponierten Video-Installationen scheinen in ihren Oberflächenverschiebungen noch immer eingeschrieben in naturgeschichtliche Zeiträume.

Wagnis des Jetzt

Tamburine und Leinwände haben gemeinsam, daß Klang und Bild abhängig sind von der gestrafften Oberfläche. Ali Kaaf unterläuft diese Tradition, indem er…

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von Doris von Drathen

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