Köln
In die Weite
Aspekte jüdischen Lebens in Deutschland
Kolumba 14.09.2021–15.08.2022
von Reinhard Ermen
Noch ehe feststand, wie das Kunstmuseum des Erzbistums Köln, zu errichten über der Ruine der Pfarrkirche St. Kolumba, aussehen könnte, wurde als konkreter und ideeller Grundstein in der ehemaligen Sakristei Richard Serras Stahlskulptur „The Drowned and the Saved“ installiert. Die Aufforderung, sich derer, die umkamen oder gerettet wurden, zu erinnern, war damit ein unverrückbarer Bestandteil des Hauses und ein programmatisches Versprechen.
Ganz selbstverständlich löst KOLUMBA mit dieser Ausstellung ein großes Stück davon ein, und mehr noch. „In die Weite“ ist der Versuch zum Festjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“, ein „Jüdisches Museum“ auf Zeit zu errichten, in Kooperation mit MiQua, das im Archäologischen Quartier Köln kommen wird. Man darf ruhig von einer Generalprobe sprechen, freilich nach Vorgaben und Traditionen des Gastgebers; auf katholischem Grund und Boden, aber ohne Berührungsängste. So hängt über dem Eingang die Regenbogenfahne mit dem Davidstern, eine Leihgabe von „Keshet Deutschland“, dem Verein, der sich für ein queer-jüdisches Leben stark macht.
Die Exponate kommen in assoziativen Zellen, die gelegentlich an Wunderkammern erinnern, zusammen: Kostbare Illuminationen aus alten Handschriften, kultisches Gerät, Kuriosa, Kunstgewerbe, Alltag. Die Genisa aus der ehemaligen Synagoge Niederzissen mit ihren zur Ruhe gelegten Ritualobjekten ist zu Gast im „Armarium“. Und Trümmer sind zu sehen, – Trümmer, die aus archäologischen Grabungen ans Tageslicht kamen oder die „Reichspogromnacht“ überstanden, mit allen Spuren der Verwüstung, wie der Thoraschrein aus der kleinen Synagoge in Würzburg. Den abgerissenen Vorhang, der einst den Schrein vor profanen Blicken schützte, mag man sich…