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Monografie · von Annelie Pohlen · S. 202 - 213
Monografie ,

Monika Baer

Not Yet Titled
Oder warum zwiespältige Nachbarschaften in der Malerei so aberwitzig schön sein können

von Annelie Pohlen

Unsere erste Begegnung datiert in das Jahr 1998. Monika Baer tritt zur Einrichtung ihrer Ausstellung als Peter Mertes Stipendiatin im Bonner Kunstverein an. Dessen Team konfrontiert sie mit der Ansage, die unmittelbar an den Eingang anschließende Seitenwand, an der Besucher in der Regel achtlos vorbei zu hasten pflegen, mittels eines Bohrers in voller Länge und Höhe nach ihren Bildvorstellungen aufzufräsen. Die der Verblüffung folgende Verärgerung der Gastgeber ob der brachialen Attacke auf den hehren White Cube schreckte Monika Baer nicht ab und zündete so ein bis heute nachwirkendes Feuerwerk zur Revitalisierung der sich immer wieder von neuem anbietenden Inhalte und Stoffe aus der längst nicht erledigten Tradition der Malerei. Für Farbe im wörtlichen Sinne blieb auf dieser Wand kein Platz. Dafür boten die Höhen und Tiefen den unterschiedlichen Kunst- und Naturlichtfrequenzen den subtilen Spielraum, dessen es zur freien Wahrnehmung künstlerischer Setzungen bedarf.

Den Ausstellungsraum selbst schmückten in der Art festlicher Girlanden auf einer Schnur aufgereihte Kuhzähne. Die trugen wie die zu Sternen kondensierten Buntstiftschraffuren der benachbarten Zeichnungen zwar wenig zur Imagination festlich anheimelnder Gestimmtheit bei, dafür aber umso mehr zu einer sich ausweitenden Reflexion „der fraglichen gegenwärtigen Möglichkeiten der Malerei“.1 Mehr als zwei Dekaden später richtete das Kunstmuseum Bonn anlässlich der Verleihung des Preises der Stiftung Dieter Krieg nicht von ungefähr die Aufmerksamkeit auf ein für Baers Vorgehen beispielhaftes „Setting für rätselhafte Ereignisse“2 im Dialog mit ihren jüngsten Arbeiten.

Chronologisch…

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