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Titel: Das Theater der Embleme · S. 132 - 133
Titel: Das Theater der Embleme , 1989

Burghart Schmidt
Allegorie heißt: Es anders sagen

Solches war das Schicksal der Allegorie, immer vorbeigesegelt zu sein an ihrem eigentlichen Wortsinn. Germanisten international glauben bisweilen bis heute, man könne eine endgültige Bestimmung festlegen. Kein Wort ist relativer, man hätte an ihm die Einsteinsche Relativitätstheorie festmachen können. Es rutscht, das Wort. Keiner hat darauf so aufmerksam gemacht in seinem Frühwerk wie Walter Benjamin, als er die Allegorie im barocken Trauerspiel nicht bloß, aber hauptsächlich an deutscher Sprache untersuchte in den zwanziger Jahren, wofür er in Frankfurt an der Universität absichtlich nicht habilitiert wurde.

Er erschütterte die Goethisch-Schopenhauersche Definition, wie sie klassisch umlief, Allegorie sei willkürlich festgelegtes Sinnbild gegenüber dem Symbol, das sich von selbst verstünde. Er analysierte die Allegorie des Barock als ein Weiterschicken von Bedeutung zu Bedeutung gerade gegen jedes Bildwörterbuch. Das war seine große Leistung in der Allegoriedebatte, die ihn der Philologie deutscher Machart so verdächtig erscheinen ließ. Wenn er dem allegorischen Bedeutensprozeß unterstellte, er laufe auf eine Schuld des Menschen gegenüber der Natur hinaus, von der er lebe, so hängt das mit Benjamins Objektivismus zusammen. Diesen hat er ja auch in seinem berühmten Aufsatz über die Aufgabe des Übersetzers bewährt: Vielleicht sei es derart, daß sprachliche Ausdrücke gefunden werden müßten, die niemand vorläufig verstehe, wie es einmal mit den Hieroglyphen war, vor Gott würden sie möglicherweise verstanden. Benjamin hat seit seiner Dissertation von der Romantik revolutionären Zugs her gedacht und ihre Ironie, von Hegel so verachtet, aufs tiefste verstanden. Das vereinigt sein zerstreutes Werk der leichten Schläge mit der linken…


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