Ingo Günther:
Schlechtes Gewissen
Mercedes-Benz stellte mir für meinen Biennale-Beitrag im internationalen Pavillon einen brandneuen dunkelblauen 380 SE zur Verfügung. Zwei Herren kamen eines Tages mit dem Wagen zur Anlegestelle für den Güterfernverkehr und händigten mir den Wagen gegen eine Unterschrift und einen Fingerabdruck aus… Ich hatte Glück mit der italienischen Mercedes-Zentrale in Rom gehabt. Einer Dame in der PR-Abteilung hatte ich die dunkle Limousine zu verdanken. Die Stuttgarter Werbefachleute, die ich zunächst angesprochen hatte, konnten sich für mein Projekt nicht erwärmen – im Gegenteil: Ein Mercedes gehöre nicht auf Sockeln aus Fernsehern. So etwas könnte höchstens das Image weiter verkomplizieren. Man wollte schließlich in den Mittelklassemarkt vordringen und das Image eines exklusiven und superteuren Fahrzeugs nicht weiter unterstützen.
Die Firma nD-Vision GmbH aus Düsseldorf (Computergrafik, Software und Hardware, Laserprojektionen etc.) hat mir besonders in letzter Zeit bei meinen Vorhaben sehr einfühlsam geholfen. Dadurch lernte ich eine Menge Geräte und Darstellungsmöglichkeiten praktisch kennen, die mir bis dato bestenfalls prinzipiell bekannt waren. Man kann hier vielleicht sogar schon eher von einer gebietsweisen Zusammenarbeit sprechen, also von Sponsoring.
Die Gefahren einer “unkontrollierten” Ausuferung macht Staeck an einigen saftigen Beispielen gut deutlich. Aber die Ausstellungsmacher sind in einer anderen Situation und Verantwortung als die Künstler. Insofern habe ich bis auf einen Bagatellfall noch keine Beeinflussungsversuche bei meiner Arbeit gemerkt. (Da wollte ein Herr von Telefunken mich dazu verdonnern, bei einer Installation mit Fernsehern und Autospiegeln meine herrlich verrotteten Spiegel auf Hochglanz zu polieren. Ich konnte es ihm kaum verdenken, denn der Herr berief sich auf eine…