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Ausstellungen: Berlin · von Ingo Arend · S. 328 - 329
Ausstellungen: Berlin , 2009

Ingo Arend
Artur Zmijewski

»democracies«
Daad-Galerie, Berlin, 28.3. – 9.5.2009

Was hat das Begräbnis von Jörg Haider im österreichischen Klagenfurt mit der 1.-Mai-Randale in Berlin-Kreuzberg zu tun? Etwa, dass beide Ereignisse im öffentlichen Raum stattfinden? Man fragt sich, was der polnische Künstler Artur Zmijewski im Sinn gehabt hat, als er seine Videos drehte, die jetzt in der renommierten Berliner Galerie des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (daad) zu sehen sind.

Zugegeben: Zmijewskis Bilder lassen einen nicht kalt. Ein Kärntner Bischof ruft: „Unser Führer ist tot.“ Palästinensische Frauen in Gaza skandieren: „Rache.“ Zwischen brennenden Autos am Kottbuser Tor in Berlin sieht man den an Häuserwände gesprühten Spruch „Fuck the Police“. Es ist eine bek lemmende Verdichtung von latenter und manifester Gewalt, die sich dem Betrachter darbietet, der sich tatsächlich der peinigenden Prozedur unterzieht, alle Filme, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, zur Gänze anzusehen. Aber so aufrüttelnd sie sein mögen: Hat man solche Sequenzen nicht erst kürzlich im Fernsehen, in irgendeiner Reportage-Serie, gesehen? Warum werden sie in einer (Kunst-)Galerie gezeigt?

Wer sich von dem respektheischenden Titel Democracies tiefere Aufschlüsse über das Verhältnis von Ästhetik und Demokratie erhofft hat, wird enttäuscht. Kunst kommt in diesen Videos nicht vor, auch nicht in Spurenelementen. Es sei denn, man sieht die Installation von elf Bildschirmen samt Kopfhörern als multimediales Panorama politischer Manifestationen. Oder als, zu Tafelbildern geronnene demokratische Prozesse. Deren Schauplätze mit der Zeit wechseln. Im Laufe der Ausstellung sind immer neue Filme zu sehen. Doch diese (billig zu habende) Kontextwirkung kann das Fehlen künstlerischer Ansätze und Strategien nur schwer wettmachen.

Die…



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