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Titel: Parasitäre Paradoxa · von Lia Colombino · S. 110 - 117
Titel: Parasitäre Paradoxa ,

Die Strategie des Parasiten: Inokulation als kuratorische Praktiken1

von Lia Colombino

Paraguay hat keinen Zugang zum Meer, aber ist trotzdem ein Land mit inselähnlichen Eigenschaften, was besonders in der Literatur immer wieder aufgegriffen wurde.2 Obwohl in den Büchern von subtropischen Merkmalen die Rede ist, haben eine unkontrollierte Abholzung der Wälder, die Ausbreitung der Agrarund Viehwirtschaft sowie der Bau von Wasserkraftwerken nicht nur zu einer Mutation des Ökosystems mit quasi-tropischen Eigenschaften geführt, sondern auch zu einer Verringerung von Insekten in ihrem natürlichen Lebensraum sowie zu Plagen zu bestimmten Zeiten.3 Einige Insekten nutzen parasitäre oder invasive Strategien, wie die Ura, wie sie im Volksmund genannt wird, Dermatobia hominis mit wissenschaftlichem Namen. Es handelt sich um eine Fliege, die Tiere, aber auch Menschen parasitiert, indem sie in eine Wunde oder Schleimhaut des Wirts ihre Larven ablegt.4

‚Perder la forma humana: Una imagen sísmica de los ochenta en América Latina‘
[‚Die menschliche Form verlieren: ein seismisches Bild Lateinamerikas in den 1980er Jahre] (2011–2013)

So wie die Ura sich parasitärer Strategien bedient, um sich selbst zu reproduzieren, können Kurator*innen und Künstler*innen parasitär arbeiten, indem sie Praktiken und Poetiken in die Haut von Institutionen einimpfen, die oft Erfahrungen und Projekte ausschließen, die nicht als künstlerisch verstanden werden. Immer gibt es offene Wunden in den Kunstinstitutionen, der Geschichte oder den Produktionsbedingungen, in denen sich alternative Ideen einnisten können, die diese Institutionen hinterfragen. Dies regt dazu an, über das Kuratieren in Räumen nachzudenken, in denen paraguayische Kunst nicht vorkommt, wie es in anderen Teilen der Welt der Fall ist. Indem man bestimmte Kategorien,…

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