Gefährlich und mit kleinen Schritten
Parasiten beim 36. Youth Salon in Zagreb
von KUĆĆA (Jurica Mlinarec, Klara Petrović und Luja Šimunović)
Einige der ikonischsten Werke der zeitgenössischer Kunst in Kroatien zeigen verschiedene Formen parasitären Verhaltens – von Goran Trbuljak, der seinen Finger in die Tür der Galerie für moderne Kunst in Zagreb steckt und damit seine Außenseiterposition verkündet,1 bis zu Sanja Ivekovićs Masturbation, die zu einer Angelegenheit der öffentlichen Sicherheit wurde.2 Um den Kontext dieser, wie auch der meisten zeitgenössischen parasitären Strategien zu verstehen, müssen wir der Geschichte zurück, in die zweite Hälfte der sechziger Jahre des jugoslawischen Kroatien folgen. Die Wirtschaftsreform (1965) und das Brionische Plenum (1966) schienen die politische Atmosphäre in Richtung politischer Liberalisierung zu lenken. Die Bewegung gipfelte in den Studentenprotesten von 1968, die vom Staat unterdrückt wurden und somit keine direkten politischen Veränderungen zur Folge hatten. Doch waren es prägende Jahre für junge, aufstrebende Künstler*innen, deren Tätigkeit später als „Die neue Kunstpraxis“ bezeichnet wurde, da es in der Vergangenheit Jugoslawiens nichts Vergleichbares gegeben hatte. Am 11. Januar 1968 wurde das Peristyl des Diokletianpalastes in Split rot gefärbt. Um so unauffällig wie möglich zu bleiben, kauften die Akteur*innen über Wochen kleine Mengen roter Farbe, die sie auf einem verlassenen Dachboden lagerten. Als die Zeit reif war, verteilten sie die revolutionäre rote Farbe über das gesamte Peristyl. Die Künstler*innen hinter der Aktion waren Studierende der Akademie der bildenden Künste ,3 die Intervention wurde damals allerdings weniger als Kunst, sondern vielmehr als kriminelle Handlung und schwere politische Provokation verstanden. Heute jedoch…