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Titel: Parasitäre Paradoxa · von Tonia Andresen · S. 102 - 109
Titel: Parasitäre Paradoxa ,

Von Farnen und Lianen

Parasitäre Pflanzen als spekulative Ausgangspunkte
von Tonia Andresen

Pueraria montana, auch bekannt als Kudzu, ist eine aus Japan stammende Liane, die sich durch schnelles Wachstum auszeichnet und in Europa als invasiv klassifiziert ist. Sie bildet den Mittelpunkt der Arbeiten von Precious Okoyomon, To See the Earth before the End of the World, 2022 Teil der Venedig Biennale [01], und Aria Deans Studio Parasite, 2021, in der Barceloner Galerie Cordova [02, 04]. Mich interessiert für diesen kurzen Text weniger die an die Arbeiten inhaltlich geknüpften Themen, die Schwarzsein, Kolonialisierung und Umweltzerstörung verhandeln, sondern die Frage nach der Art und Weise, wie und warum die Künstler*innen das Parasitäre anhand einer Pflanze in ihren Installationen fruchtbar machen. Verglichen wird ihre Praxis mit einer Azolla (Algenfarne)-Installation von Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten von 2023, die ähnliche Charakteristika aufweist. [05] Das Parasitäre wird hier nicht als Strategie eingesetzt zur Unterwanderung von (politischen oder sozialen) Systemen, sondern als Denkfigur, die Anpassungsfähigkeit, Auswucherung und symbiotische Verhältnisse in einer durch Umweltkatastrophen geprägten Welt vorstellbar macht.

Kudzu

In Okoyomons raumgreifender Installation nimmt Kudzu fast den gesamten Ausstellungsraum ein, der zum Biotop wird. Als ‚Kudzilla‘ und ‚ethnobotanisches Monster‘ bezeichnet ist Kudzu aus den Südstaaten der USA nicht mehr wegzudenken.1 Die Qualitäten der Pflanze – die extreme Temperaturen aushält und erodierte Böden stabilisiert, in dem sie diese einfach überwuchert – wurden sich Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen des Baumwollanbaus zu eigen gemacht.

Die angstbesetzte Kudzu Pflanze steht paradigmatisch für die Furcht vor dem Einnehmenden und Unkontrollierbaren.

Diesen Aspekt greift Okoyomon in…

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