Düsseldorf
Tod und Teufel
Faszination des Horrors
Kunstpalast 14.09.2023 – 20.10.2024
von Herbert Kopp-Oberstebrink
Die Verdrängung des Todes, wie sie Freud erstmals inmitten des Ersten Weltkrieges diagnostizierte, gehört zu den Signaturen der Moderne bis in unsere Zeit. Gleichzeitig aber sind wir gegenwärtig einer Flut grauenerregender fotografischer Bilder ausgesetzt, sei es vom Krieg in der Ukraine, sei es von dem in Israel. Die Düsseldorfer Ausstellung Tod und Teufel. Faszination des Horrors setzt an diesen gegenläufigen Tendenzen von kultureller Todesverdrängung und bildmedialer Omnipräsenz von Tod und Grauen an. Der Tod, so ihre These, lässt sich, zumindest in Kunst und Kultur, nicht verdrängen. Doch – so wäre an das Konzept der Ausstellung zurückzufragen – bedarf es angesichts des realen Grauens in Kriegsgebieten und ihrer medialen Ausschlachtung dieser Erinnerung? Die Antworten, die die Düsseldorfer Schau gibt, sind erhellend. Denn sie bringt im Vakuum zwischen Verdrängung und Präsenz des Todes im Leben ein weiteres, ebenso dynamisches wie irritierendes Moment ins Spiel: unsere Lust am Horriblen, die im Untertitel genannte Faszination.
Zentrum und Ziel der Schau ist die Gegenwart. Sie beginnt mit einem historischen Vorspiel, das das Arsenal der motivisch geprägten Bildgeschichte präsentiert. Die Ausstellung setzt mit dem Ausgang des Mittelalters ein, das früheste Exponat ist Raphael de Meys Versuchung des heiligen Antonius (1491). Bereits an den Arbeiten des 16. und 17. Jahrhunderts wird deutlich, dass der Darstellung von Tod, Teufel und Monstren aller Art nicht nur die Funktion eines memento mori zukommt. Vielmehr werden das Schauderhafte offener Wunden, austretender Körpersäfte bei Drachenbissen oder faulendes Fleisch geradezu lustvoll explizit ins…