vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Essay · von Roland Schappert · S. 224 - 227
Essay ,

Wie real sind Kunst und Leben mit KI?

von Roland Schappert

Der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) kommt derzeit richtig in Fahrt, während zunehmend auch Klagen gegen Produzent*innen vortrainierter KI-Systeme die Gemüter erregen. Viele Kreative und Urheber*innen künstlerischer Werke befürchten, Algorithmen könnten ihre Werke kopieren, verarbeiten oder persönliche Stilarten und Inhalte ohne erkennbare Autore*innenschaft allgemein zugänglich weiterführen.1

So fütterte beispielsweise das Unternehmen OpenAI sein Sprachmodell ChatGPT online mit Daten, ohne dabei offenzulegen, welche Webseiten, Texte und Bilder eingelesen werden. Ob Urheber*innen ihre Daten und Werke überhaupt zur Verfügung stellen wollen, war offensichtlich kein relevantes Thema. Gefragt wurde niemand, die genauen Trainingsprinzipien der Öffentlichkeit nicht bekannt gegeben. Das heißt, Außenstehende können gar nicht wissen, auf welche Art und Weise Texte, Bilder und Musik mit persönlicher Autor*innenschaft von den Algorithmen gespeichert, weiterverarbeitet, „verstanden“ bzw. in Einheiten, Strukturen oder Bruchstücke zerlegt werden, um als Lehrmaterial für Deep Learning hilfreich zu sein.

Ende September 2023 wurde bekannt, dass Amazon mit bis zu vier Milliarden US-Dollar beim US-Start-up Anthropic einsteigt, um sich einen bevorzugten Zugriff auf die Technologie dieses OpenAI-Konkurrenten zu sichern. Im Wettlauf mit Microsoft und Google will Amazon mit der Technik der Chatbot-Version Claude 2 ganze Bücher binnen Sekunden neu einlesen sowie komplizierte Vertragstexte zusammenfassen und mögliche Fragen dazu beantworten.2

Was zeichnet aber unsere Verständnisse und Interpretationen von Texten und Bildern aus? Und ist nicht jede Zusammenfassung in irgendeiner Weise auch eine Interpretation? Dachte man bis vor Kurzem hierbei noch an den Hermeneutischen Zirkel, an die Kenntlichmachung von Vorwissen, an semiologische Fragestellungen, Zeichentheorien oder an poststrukturalistische, dekonstruktivistische, marxistische…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei

von Roland Schappert

Weitere Artikel dieses/r Autors*in