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Titel: Parasitäre Paradoxa · von Sabine Fabo · S. 90 - 101
Titel: Parasitäre Paradoxa ,

Parasitäre Strategien zwischen Widerständigkeit und Mehrwert

von Sabine Fabo

Eine parasitäre Konstellation geht laut Michel Serres von einem asymmetrischen Machtverhältnis aus, in dem ein dominanter Wirt von einem kleineren „Gegner“ parasitiert wird.1 Der Parasit ist stets ein wendiger und raffinierter Akteur, der sich unauffällig und klandestin bei seinem Wirt einnistet. Am Beispiel menschlicher Lebensformen und Haushalte benennt Serres hier in erster Linie die Ratte, die sich unterwürfig und frech zugleich als Mit-Esser und Tischgefährte in das Habitat des Menschen begibt und hier die vorhandene Ordnung durch die Erzeugung eines kommunikativen Rauschens stört, „Rauschen im Sinn von Unordnung, also Zufall, aber auch im Sinne von Störung, welche die Ordnung verändert (…) Die Störung ist ein Parasit, man ahnte es bereits.“2

Dieses Verhältnis verfügt über einen nahezu klassischen, rebellischen Charme, der seit den 90er Jahren Hackerphantasien und Guerilla-Narrative nährt und bereits früh von der Werbung entdeckt wurde. Hier lässt sich beobachten, wie das dominante System der Werbeindustrie die Rolle des Wirts ablegt und sich in konstruierter Bescheidenheit in einen werbewirksamen Störenfried des öffentlichen Raumes verwandelt.

Freundliche Ko-Existenz

Seit mehreren Jahren lassen sich erfolgreiche Kollaborationen zwischen Künstlern und großen Modehäusern beobachten. Neben einer intensiven Ausstellungsarbeit in den internationalen Espaces Louis Vuitton ist es dem Modehaus Louis Vuitton gelungen, unterschiedliche Künstler wie Richard Prince, Takashi Murakami oder Yayoi Kusama für mehrere Kollektionen an sich zu binden. 2003 begann eine enge Zusammenarbeit mit dem japanischen Künstler Takashi Murakami, der das LV-Monogramm auf Handtaschen und anderen Luxusgegenständen mit der spezifischen Murakami-Farbigkeit oder mit seiner charakteristischen Panda-Figur erweiterte. Das Louis-Vuitton Logo wurde…

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