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Titel: Parasitäre Paradoxa · von Ernesto Oroza · S. 82 - 89
Titel: Parasitäre Paradoxa ,

Efficiency

von Ernesto Oroza

Das Parasitäre (wie Piraterie und Hausbesetzungen) ist eine stigmatisierte kulturelle Praxis, weil sie eine soziale Ordnung unterminiert und schwächt, die auf Eigentumsverhältnissen beruht. Seine Ablehnung ist so weit verbreitet, dass, wenn wir in Erwägung zögen, ein Manifest über die Notwendigkeit der Erforschung parasitärer Designstrategien zu formulieren, es ratsam wäre, so zu tun, als würden wir eine Ode an etwas anderes schreiben. Zunächst einmal wäre es klug, sich zu verstecken, nichts zu sagen, zu lauern, sich zu verirren, sogar sich selbst zu widersprechen; wie Taenia [Bandwurm], den Kopf ‚irgendwo anders‘ haben. Dieser Text ist mehr als ein Manifest, er ist eine Manifestation dieses Verständnisses.

Vom Stromliniendesign aus

Das Haus dieses Manifests gleicht nicht dem von Raymond Loewy entworfenem Bleistiftanspitzer.1 Es sieht weder aus wie ein Objekt, das die Lichtgeschwindigkeit überwinden kann, noch besitzt es eine polierte Oberfläche, um für Beschleunigung ausgestattet zu sein. Das Haus hat keine Repräsentation, keine Allegorie, keine Stromlinie. Im Gegenteil, noch nie gab es ein Objekt, das so dafür gemacht war, Strömungsmechaniken zu erschüttern und dabei selbst statisch zu bleiben. Als Grundlage beziehe ich mich auf das digitale Modell der Aerodynamik, das von Automobilherstellern verwendet wird: Computational Fluid Dynamics (CFD) [Numerische Strömungsmechanik].2

Aber an die Stelle des Autos setze ich ein Vorstadthaus aus Florida. Statt der Strömung wirken auf dieses die Kräfte der Lebensbedingungen, in die es eingebettet ist. Damit meine ich die Regulierungsmaßnahmen von Versicherungsgesellschaften gegen Unfälle und Naturkatastrophen; Bebauungsvorschriften für die Nutzung von privaten und öffentlichen Räumen; die Metriken für Fertigteile (Türen, Toiletten) sowie Baustoffe (Platten,…

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