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Ausstellungen: Kassel · von Dirk Schwarze · S. 264 - 266
Ausstellungen: Kassel , 2015

Dirk Schwarze
Die übersehene Avantgarde

»Paul Sharits: Eine Retrospektive und Eric Baudelaire: FRMAWREOK«
Kunsthalle Fridericianum, Kassel, 22.11.2014 – 22.2.2015

Schon Arnold Bode hatte 1955 das Medium Film in die documenta einbeziehen wollen. Doch die knapp drei Dutzend Streifen, die innerhalb von vier Wochen im documenta-Sommer 1955 gezeigt wurden, waren eher Kunstfilm-Werke oder Filme über Künstler. Zudem wurden sie weit weg vom Ausstellungsort zu später Stunde vorgeführt, so dass sie nicht im Zusammenhang mit der Ausstellung diskutiert wurden. Auch 1972 und 1977 wurden die Filmbeiträge der documenta, obwohl zum Teil in die Ausstellungen integriert, von der Kritik kaum wahrgenommen. Die wenigsten Besucher waren auf das Medium Film (und auch Video) vorbereitet. Dabei waren unter der Leitung von Harald Szeemann und Manfred Schneckenburger nicht mehr kunstsinnige Filme zu sehen, sondern experimentelle Werke, die das Medium und sein Material analysierten und in radikaler Weise bearbeiteten.

Die Avantgarde des experimentellen Films hatte in den documenta-Ausstellungen der 70er Jahre im Prinzip ein gutes Forum. Aber sie wurde weitgehend übersehen. Also darf es nicht überraschen, dass wir heute Werke als aufregend und neu empfinden, die mehr als 40 Jahre alt sind und die von einem Künstler stammen, der seit über 20 Jahren tot ist. Insofern ist die Retrospektive, die Susanne Pfeffer im Kasseler Fridericianum für Paul Sharits (1943-1993) eingerichtet hat, keine historisierende Rückschau, sondern ein notwendiger Beitrag zur Aufarbeitung der Moderne. Und so kommt es, dass wir ein Stück Geschichte als nachgetragene Gegenwart begreifen – auch wenn an Stelle der digitalen Technik der 16-mm-Film den Ton abgibt.

Der Amerikaner…



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