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Titel: Sinnpause · von Michael Hübl · S. 120 - 125
Titel: Sinnpause , 1985

Magie des Magnetismus
Eric Snell

»Ich sehe meine Arbeit als eine Serie visueller Kommentare. Als einen Dialog zwischen den Materialien und den in ihnen wirkenden Naturkräften.

Mit den magnetischen Stücken will ich diese unsichtbare Energie herausfordern, aber zugleich auch Respekt vor ihr zeigen; will sichtbar machen, was sonst unsichtbar bliebe; will Ungewißheit provozieren.

Die Arbeiten mit angekohltem Holz sind direkter, unmittelbarer – aber in beiden Fällen interessiert mich ein Gefühl von Ordnung, ein visuelles wie geistiges und physikalisches Gleichgewicht.«

Eric Snell wurde bekannt, weil er den Magnetismus für seine künstlerische Arbeit nutzte. Er stellte Glasplatten senkrecht auf, die von unsichtbaren Kräften gehalten wurden, spannte Schnüre schräg in den Raum, ohne sie entsprechend zu verankern. Seilstränge, die unterbrochen waren, fielen nicht in sich zusammen, sondern blieben straff. Verblüffende, an sich jedoch simple Phänomene, die an Komplexität auch dann erst einmal nicht gewinnen, wenn man berücksichtigt, daß Snell immerhin besondere Magnete, nämlich Polymer-Magnete benötigt, damit seine »Hochspannungs«-Konstrukte funktionieren. Daß der »Trick«, das technische Geheimnis dieser Arbeiten in der Kraft der Magnete liegt, ist rasch durchschaut, versucht Snell auch nirgends zu verbergen. Im Gegenteil, die metallischen Energieträger fallen umso mehr auf, als die Objekte selbst, die verspannten Seile oder die Glasplatten, »unscheinbar« sind und visuell zurückgenommen. Und doch, obwohl einfache Schulkenntnisse aus dem Fach Physik genügen, um den Aufbau der scheinbar allen Schwerkraftgesetzen widersprechenden Installationen zu ergründen, bleibt ein nicht berechenbarer Rest. Denn obschon die »Wunder der Wissenschaften« keine Verwunderung mehr bewirken, weil sie zum zwar selten verstandenen, aber alltäglichen »Informationsbrot« geworden sind, behält der Magnetismus etwas…


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