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Magazin: Symposien & Kongresse · S. 308 - 312
Magazin: Symposien & Kongresse , 1989

Jürgen Raap
Expanded Theatre

Performance-Festivals in Poznan und Warzawa

Tadeusz geriet sichtlich ins Schwitzen. Daniela Zehnder (Schweiz) hatte für ihren Auftritt keinen professionellen Bühnentechniker gewollt, sondern bewußt den Kartenabreißer Tadeusz ans Lichtpult gesetzt. “Und jetzt die zwei, nein die vier, und jetzt mehr blau und die drei aus. “Eine Lichtprobe als Performance, wobei die Akteurin mit dem ausgestreckten Arm immer auf andere Scheinwerfer deutete als jene, die Tadeusz, seine Anweisungen korrekt ausführend, gerade aufleuchten ließ. Eine Inszenierung, die aus einer Aneinanderreihung von Fehlern und Irrtümern bestand, und das Publikum hatte an diesem clownesken Spiel über das Mißlingen sichtlich seinen Spaß. Was da vorgeführt wurde, empfanden viele als exemplarisch und symptomatisch für die aktuelle Situation in Polen; ein Land, das gerade von einer Streikwelle und einer Regierungskrise politisch und wirtschaftlich gehörig durchgeschüttelt wurde, wo nichts richtig klappt und selbst die Staatsführung nur überleben kann, indem sie vom Schwarzmarkt profitiert, weil die Leute die illegal eingetauschten Dollar vorwiegend in den staatlichen “Pewex”-Läden (dem DDR-Intershop vergleichbar) gegen West-Güter ausgeben.

Obwohl die Organisatoren extremes Improvisationstalent aufbringen mußten, um angesichts einer derzeitigen Inflationsrate von 80 % die Festival-Kosten bestreiten zu können, hatte die Gruppe “Teatr Maya” zum dritten Mal seit 1983 nach Poznan eingeladen: 40 Teilnehmer aus 11 Nationen boten eine Woche lang “Expanded theatre”, danach folgte in Warzawa im Studentenclub “Stodola” das “III Miedzynarodowy Festival Wyobrazni”, das der Leiter Janos Marek als “Festival der neuen Ideen” verstand. Dort waren die Bühnentechniker auch durch die ausgefallensten Wünsche nicht aus der Ruhe zu bringen, als etwa Peter Mönnig eine…


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