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Ausstellungen: Vaduz · von Reinhard Ermen · S. 288 - 289
Ausstellungen: Vaduz , 2014

Reinhard Ermen
Gary Kuehn

»Between Sex and Geometry«
Kunstmuseum Liechtenstein, 19.9.2014 – 25.1.2015

Das Kunstmuseum Liechtenstein hat für Gary Kuehn (*1939 New Jersey) seine ganze obere Etage freigemacht, und das ist mehr als das halbe Haus. Es geht um eine neue Akzentuierung bzw. Ergänzung der jüngeren Kunstgeschichte. Wenn man so will, ist das eine spannende Nachhilfestunde, die Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts beginnt, also in einer Wiegenzeit des künstlerischen und politischen Aufbruchs. Die Tatsache, dass ein Drittel der Sammlung des Kölner Galeristen Rolf Ricke hier zu Hause ist (drei Museen hatten sich seinerzeit zum Ankauf entschieden, nämlich St. Gallen, Frankfurt und eben Liechtenstein) mag Ideengeber zu dieser ersten großen Retrospektive des Amerikaners gewesen sein. Ein ähnliches Lehrstück aus vergleichbarem Anlass bescherte 2011 die Retrospektive von Bill Bollinger am gleichen Ort und ebenfalls kuratiert von Christiane Meyer-Stoll. Jetzt also Gary Kuehn: Welch ein Fund!

Vielleicht kann man das, was dieser „Bildhauer“ macht, ganz allgemein als eine strenge, partiell minimalistische Materialprüfung charakterisieren, die freilich aus den Fugen drängt. Kuehn erkundet, was geht, er greift zu Polyesterharzen oder Glasfiberverbindungen, um damit Schaumstoffmatratzen zu stabilisieren, wahrend er gleichzeitig deren Verformbarkeit thematisiert. Diese „Mattrass Pieces“ sind anlehnungsbedürftige Kreaturen eines plastischen Grundsatzvokabulars, weshalb der Künstler sie immer wieder stützen muss, und manchmal sperrt er sie auch in einem Lattengerüst ein. Er setzt Körper in den Raum, er erprobt schmerzhafte Einschnürungen, er lässt sie auslaufen, als sei die Werkbank etwa für die „Melt Pieces“ die heiße Herdplatte. Das inszenierte Malheur tritt in den Dialog mit der ursprünglich gegebenen…



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