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Ausstellungen: Baden-Baden · von Sigrid Feeser · S. 378 - 380
Ausstellungen: Baden-Baden , 2011

Sigrid Feeser
Geschmack

»der gute, der schlechte und der wirklich teure«
Kunsthalle Baden-Baden, 9.7. – 9.10.2011

Süß, dieses von John Bock entworfene Brautkleid für ein Kamel. Klobürste, Teppichrest und Strumpfhose in einer Ausstellungsvitrine könnten uns auch gefallen. Hammer und Sichel in verchromter Luxusausführung auf einem verspiegelten Podest, ebenfalls von Josephine Meckseper kreiert, wären auch nicht übel. Guter, schlechter, teurer oder überhaupt kein Geschmack: Alles eine Definitionsfrage. Es kommt ja nur darauf an, dass etwas angesagt ist, ein must have, dann kann es auch ein teuer verkauftes billiges T-Shirt sein. Etwa jenes von den französischen Pariser Grafikern M/M, das sind Michael Amzalag und Mathias Augustyniak, für die italienische Nobelmarke Prada entworfene konsum(un) kritisch gekrakelte „Pradalphabet“, das man auf Anfrage für teures Geld aufs Leibchen gedruckt bekommt. Da heißt es dann unterscheiden zwischen dem Witz, der in der mittels Kreditkarte herzustellenden Verfügbarkeit besteht und der Kategorie des Schönen, Wahren und Guten, die schon lange nichts mehr gilt: Außer vielleicht noch in einigen germanistischen Oberseminaren. Geschmacksfragen sind immer Streitfragen und über Geschmack streitet man sich besser nicht.

Johan Holten, seit April diesen Jahres als Nachfolger der ans Wiener Mumok abgewanderten Karola Kraus Direktor der Kunsthalle Baden-Baden, streitet sich nicht. Blitzschnell hat er seine erste Ausstellung auf den Weg gebracht. Immerhin geht es auch um die Positionierung des Hauses, um die kritische Verortung einer staatlichen, also von der öffentlichen Hand karg genug alimentierten Kunsthalle und ihre Abgrenzung gegenüber dem benachbarten Museum Frieder Burda, das dank süffig-populärer Ausstellungen mit Quoten aufwarten kann, von dem die Kunsthalle…



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