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Titel: Vom Sinn der Kunst - III. Fragen an Philosophen der Ästhetik · von Paolo Bianchi · S. 143 - 147
Titel: Vom Sinn der Kunst - III. Fragen an Philosophen der Ästhetik , 2018

Hans Ulrich Reck

„Die Verpflichtung der Kunst auf das Schöne ist Selbstbetrug“
Sechs Fragen und Antworten zu Sinn und Bedeutung von Kunst

Nur spezifisch begabte Individuen machen Kunst

Ist das Kunstschaffen eine Dimension des Humanen, somit auch als das der Spezies Mensch Eigene zu verstehen?

Da sind große Worte oder Begriffe im Spiel. Der Verweis auf ein „Humanes“ verstellt aber den Blick, weil es mit dessen Beanspruchung um positive, grundlegende Werte geht, die man mit Sigmund Freud als Illusion ansehen muss, die immer ein Täuschungspotenzial bereithält. Ein Blick in die Geschichte der Künste belegt, dass diese keineswegs eine privilegierte Beziehung zum ‚guten Menschen‘ unterhalten müssen. Destruktive Energien, Zerstörungen, der Hang zum Bösen gehören ebenfalls dazu. Besonders der christliche Bilderkult belegt, dass die visuelle Illusionskraft des Hypernaturalismus, wie er sich parallel zur Emanzipation der Künste vom Handwerk in der frühen Neuzeit durchsetzt, eingeschworen ist auf eine Bilderwelt voller Gewalt, Mord, Folter. Die ganz und gar unheimliche Freude von Gläubigen an gemetzelten, zerstückelten Körpern steht in scharfem Kontrast zur beanspruchten Beschwörung des Humanen durch die Künste.

Grundsätzlicher: Es sieht so aus, als ob in der Altsteinzeit – parallel zur (über Jahrhunderttausende schon vorbereitete) Ausarbeitung eines Vermögens der Sprache – die Symbolisierungen und den Gebrauch von Metaphern ermöglichte, auch das entsteht, was man als spezifisch menschliches, künstlerisches Schaffen anspricht. Benjamin Franklins, von Marx übernommene Definition des Menschen als eines „tool making animal“ reicht aber nicht, da auch einzelne Tiere in gewisser Weise „Werkzeuge“ „basteln“ können, um bestimmte Zwecke zu erreichen. Die Möglichkeit zur…


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