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Ausstellungen: Kassel · S. 332 - 335
Ausstellungen: Kassel , 1989

Dirk Schwarze
Heiner Blum

Kunstverein, 7.5.-4.6.1989

Die Welt ist voller Bilder und Zeichen. Die meisten nehmen wir überhaupt nicht bewußt wahr. Wir lesen einen Text und sehen über das Schriftbild hinweg; wir beachten ein Signal, aber erkennen es nicht als eine Komposition aus Zeichen. Möglicherweise prägen uns diese Grundbilder des Alltags aber mehr, als es jene Fotografien, Zeichnungen und Gemälde vermögen, die wir ausdauernd studieren.

Der 30jährige Konzeptkünstler Heiner Blum baut auf dieser Einsicht seine Arbeit auf. Mit großer Intensität hat er Fotografien, Reproduktionen und Textbilder gesammelt und archiviert. Er lagert sie ab, bis sie selbst Botschaften aussenden oder Blum in ihnen neue Ansätze erkennt. Der in Frankfurt lebende Künstler, der von der Fotografie herkommt und in Kassel visuelle Kommunikation studierte, sieht diesen Arbeitsprozeß als einen Stoffwechselvorgang: Aus den gefundenen Bildern filtert er seine Botschaften heraus und stellt dabei überraschende Verbindungen zwischen unserer Medienwelt und der archaischen Zeichensprache her. So werden aus dem modernen Zauberbegriff “TV” durch Umkehr und Wiederholung die weißen Buchstaben auf schwarzem Grund zu urtümlichen Schriftzeichen, die an Runen erinnern.

Das Geheimnis von Blums Arbeit steckt in der radikalen Abstraktion. Komplexe Bild- und Textfundstücke reduzeiert er auf einzelne Elemente, so dass der Künstler auf ständig wechselnden Ebenen agiert. Mal arbeitet er mit Schrifttafeln (“Oktogon”, Wiesbaden 1987), dann mit der Dia-Projektion (“Schlaf der Vernunft”, Kassel 1988) oder mit den Bildern der Kriegshelden (“Binationale”, Düsseldorf 1988) und schließlich mit Flächen, aus denen sich Zeichen und Figuren entwickeln (“Prospect”, Frankfurt 1989). Alles hängt zusammen, und alles ist in Fluß. Der Text wird zum Bild,…


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