Reinhard Ermen
Henrik Eiben
Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die Zeichnungen von Henrik Eiben sind farbig! Wasserfarben werden bevorzugt, seltener greift er zu bunten Stiften. Der Pinsel zieht im Weiß des Papiers seine Wege, eine Geste gesellt sich fast schüchtern, als schaue sie sich dabei nachdenklich um, zu einer anderen, es kommt zu empfindsamen Berührungen. Was nicht gelingt, verschwindet, aber es kann wiederholt werden, was nicht unbedingt gesagt werden muss, unterbleibt. Hier gibt es keine überflüssigen Striche. Zuweilen verlängern sich Linien, Felder und Biegungen durch Realien, durch Fundstücke, ein Kabelfragment etwa oder ein Röllchen, das Eiben graziös an das Blatt näht; überhaupt: Man wird die Collagen, die er aus kolorierten Hölzern, mit besonderer Vorliebe aus Eisstäbchen zusammensetzt, auch zu seinen Zeichnungen zählen. Manchmal scheint von der Rückseite eine weiche Form durch und mischt sich unter das Offensichtliche. Bedachtsam tastet ein Suchender sich ins Ornamentale vor, es entstehen anmutige, windschiefe aber ausgesprochen selbstbewusste Konstruktionen. Abstraktion herrscht vor, obwohl dem Begriff in diesem Zusammenhang nicht zu trauen ist, zuviel bleibt offen. Räumliches deutet sich an, eine zerzauste, weiche Geometrie mit vieldeutigen Leerstellen hat das Sagen. Es gibt ausdrucksstarke Abbruchkanten. Viel von dem, was Henrik Eiben hier herauslässt, könnte später in seinen Skulpturen wieder auftauchen, trotzdem sind das keine Entwürfe oder Vorzeichnungen, sondern im besten Sinne Charakterstudien: Der Künstler sagt, was er sagen will und wechselt dabei gelegentlich die medialen Perspektiven.
Henrik Eiben ist Zeichner, Maler, Objektkünstler. Die Fotografie hat er vorerst etwas beiseite geschoben. Seine bildhauerischen Arbeiten sind durchaus auf die Wand angewiesen; man…