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Ausstellungen: Berlin · von Ronald Berg · S. 278 - 279
Ausstellungen: Berlin , 2008

Ronald Berg
Hiroshi Sugimoto

Retrospektive
Neue Nationalgalerie, 4.7. – 5.10.2008

Hiroshi Sugimoto nimmt sich der Fotografie so an, als wäre sie eine gerade erst gemachte Erfindung. „Mein Anliegen war es“, sagt der 1948 in Tokio geborene Künstler, „mit den Mitteln der Fotografie eine uralte Stufe der menschlichen Erinnerung sichtbar zu machen.“ Unter einer solchen Prämisse entstehen Serien wie die vom Meer. „Kann jemand heute einen Schauplatz genau so sehen, wie ein urzeitlicher Mensch ihn gesehen haben mag?“, fragt sich Sugimoto. Seine Antwort: „Obwohl das Land ständig seine Form ändert, ist das Meer unveränderlich. So begannen meine Reisen zurück durch die Zeit zu den antiken Meeren der Welt.“

Sugimotos „Seascapes“-Serie zeigt – in der immergleichen Komposition – das Meer, fotografiert von einem etwas erhöhten Standpunkt, mit einer exakt durch die Mitte des Bildes laufenden Horizontlinie. Himmel und See, weiter nichts. Und doch ist jedes Bild anders: Mal verschwimmen die beiden Elemente dunstig ineinander wie im Ligurischen Meer, mal scheint es fast eine einzige Flache zu sein wie in der Tyrrhenischen See. Zuweilen bietet sich das gleiche Meer in den großformatigen Schwarzweißabzüge ganz verschieden dar, je nach Licht und Wetterlage.

Auf der Berliner Station der Sugimoto-Retrospektive mit ihren insgesamt 70 Fotografien hängt Caspar David Friedrichs „Meeresküste bei Mondschein“ (um 1830) neben den „Seascapes“ aus den Jahren 1980 bis 2003. Friedrichs Bild zeigt fast eine identische Komposition, ergänzt allerdings um den aus Wolken hervorlugenden Mond und ein Schiffswrack an steiniger Küste.

Sugimoto pflegt die Einrichtung seiner Ausstellungen als Teil seiner Kunst anzusehen und nimmt sie deshalb selbst vor….



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