Peter Funken
Komm und sieh
»Arbeiten aus der Sammlung von Kelterborn«
Weserburg, Museum für moderne Kunst, Bremen, 10.1.2014 – 1.3.2015
Der Ausstellungtitel geht auf den 1985 in der Sowjetunion erschienen Film „Komm und sieh“ von Elem Klimow zurück, der Brutalität und Verbrechen der Naziarmee in Weißrussland während des 2. Weltkriegs schildert. „Komm und sieh“ machte auf Mario von Kelterborn (*1968), der damals in der DDR lebte, großen Eindruck. Der Titel ist der Johannesoffenbarung entlehnt, der Ausruf stellt die Aufforderung dar, die Verheerungen zu betrachten, die die apokalyptischen Reiter angerichtet haben. Schwerpunkt der Sammlung von Kelterborn, so die Kuratoren Peter Friese und Ingo Clauß im Vorwort zur Publikation (1), sind „gesellschaftsbezogene, philosophisch hintergründige, aber auch politisch brisante Werke international bekannter Künstlerinnen und Künstler“. Die Charakterisierungen am Satzanfang unterstellen den Exponaten, (wie der Sammlung), eine Wirkkraft, die man Kunstwerken insgesamt wünschen möchte. Tatsächlich befindet sich in der von Kelterborn-Sammlung eine sehr außergewöhnliche Arbeit, die im tiefen Dunkel des Dachgeschoßes der Weserburg starke Beeindruckung, sogar Beunruhigung hervorzurufen weiß: Richard Mosses sechsteilige Videoinstallation „The Enclave“ von 2012 gibt bestürzende Einblicke in den östlichen Kongo während des sogenannten Kivu-Kriegs 2006 – 2009, wo Rebellen und Warlords über die miserablen Lebensumstände der Einwohner bestimmten und Millionen Menschen starben. Hergestellt mit einem für das Militär entwickelten Infrarotfilm, der Tarnung aufdecken kann und dabei Grüntöne in ein psychedelisches Rot verwandelt, dokumentierte Mosse die Realität eines Konflikts, der damals nur relativ wenig öffentliche Beachtung fand. Im prunkvoll leuchtendem Rot der Landschaft stößt Mosse mit der Kamera auf gerade Ermordete, er zeigt…