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Titel: Kunstforum-Special: Sponsoring · S. 276 - 279
Titel: Kunstforum-Special: Sponsoring , 1989

Kommentar

Kunst läßt sich bezahlen, aber nicht kaufen – Kunst läßt sich kaufen, aber nicht bestechen.

VON HEINZ THIEL

Nur wenn Kunst eigensinnig ist, ist Kunst eigenständig.
Deshalb kann man Geld in Kunst stecken, ohne sich und sie zu korrumpieren.

Unser Schielen nach Amerika und unser ängstliches Beschwören von amerikanischen Verhältnissen sagt über die Kraft der Droge Sponsoring nichts aus. In den Vereinigten Staaten herrschen andere Verhältnisse und andere Traditionen, also etwa andere Steuergesetze und ein anderer gesellschaftlicher Druck. Es herrscht auch eine unbekümmerte ‘Ex und Hopp’-Verhaltensweise – und die scheint es zu sein, die uns ängstigt. Rauf und runter, hire and fire, befürchten wir auf dem Sektor Kunst, so wie wir es in anderen Sektoren des alltäglichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens Amerikas sehen, hören oder sogar erleben.

In allen vergleichbaren Fällen – wenn also eingefahrene und vertraute Verhaltensweisen überprüft oder geändert werden sollten – hat es erst einmal Geschrei und Schwarzmalerei gegeben: bei der Freigabe der weichen Pornographie, bei der Bandenwerbung im Sport, bei der Trikotwerbung, bei der Verständigung über den Amateurstatus, bei der Einführung von Werbung in Funk und Fernsehen, bei Privatsendern. Eigentlich stand jedesmal die abendländische Kultur auf dem Spiel. Sie ist noch da – wenn sie sich auch beständig wandelt, so wie es unsere Umwelt auch tut.

Wir unterliegen oder widerstehen unseren eigenen Schwächen, nicht einer unausweichlichen Manipulation. Widerstandspotential ist nie als deutsche Tugend verstanden oder gar gepflegt worden – daher resultiert die Befürchtung, von einem vermeintlich Stärkeren oder Geschickteren überrollt zu werden.

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