Ludger Gerdes
Galerie K. Fischer, Düsseldorf
Ludger Gerdes gehört zu den Künstlern, deren Arbeit auf einer intensiven Auseinandersetzung mit Architektur basiert. Wie auch die Architekten des Rationalismus (Leon Krier, Aldo Rossi) ist er auf der Suche nach verbindlichen, historisch gewachsenen Formen fernab schnellebiger, zeitgebundener Moden und Subjektivismen. Seine Ausstellung bei Konrad Fischer gliedert sich in zwei Teile. Der spannendere Teil ist über der Tür mit Paralipomena betitelt. Er besteht aus etwa 60 quadratischen Blättern mit Reflexionen, Beobachtungen und Studien zur Architektur, Theorie, Malerei, Skulptur, Dekoration und Alltag und ihre wechselseitigen Zusammenhänge. Das ergibt zusammen keine fest umrissene Position, sondern enthält verschiedenste Verweise, Ansätze und Anregungen. Auf einer Skizze fällt die Ähnlichkeit eines Faltenrocks mit den Kannelüren einer Säule ins Auge oder lässige Posen der Jeans-Generation werden in klassische Rundbogen gestellt. Fensterproportionen, Säulen, Bodenmuster, Alfred Loos, Adorno, Burgen usw. bilden verschiedenste anschauliche und gedankliche Zusammenhänge. In Raum zwei hat Ludger Gerdes ein Wand-Bild ausgeführt. Es basiert auf einer strengen Säulenordnung nach Palladio und ist in drei Ebenen abgestuft. Die erste Ebene zeigt nur die dünnen Umrisse der Säulen als Bleistiftstrich, während die Wandflächen dazwischen nachlässig in einem hellen Rot angestrichen sind. Auf der Längswand gegenüber folgt die ausgemalte, jedoch noch flächige Fassung der Säulen in Rot, Gelb und Braun. Auf der schmalen Abschlußwand des Raumes sind die Säulen dann illusionistisch dreidimensional wiedergegeben. Das wirkt sehr prinzipiell und akademisch und bildet einen seltsamen Kontrast zu dem lockeren Charakter der Paralipomena. Hier ist ein Künstler auf der Suche nach einer historisch und gesellschaftlich verbindlichen Position…