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Monografie · von Walter Grasskamp · S. 136 - 143
Monografie , 1982

Gewürfelte Bilder der documenta-Künstler

von Reinhard Heinrichsmeyer

Wolfgang Amadeus Mozart hat mit Würfeln Musikstücke komponiert, das mag bekannt sein, schwieriger ist es auszumachen, wann dieses Prinzip zuerst in der bildenden Kunst angewendet worden ist. Für Prinzipien des Zufalls ist vor allem die konstruktive Kunst aufgeschlossen. Francois Morellet etwa hat verschiedene Spielarten des Zufalls in den Prozess der Produktion seiner Arbeiten einbezogen, nicht weniger zufällig anmutende, aber streng mathematische oder statistische Verfahren hat Gerhard von Graevenitz zur Entscheidung über Bildgestalten benutzt, aber auch Künstler wie John Cage und Herman de Vries haben den puren Zufall als Arbeitskonzept genutzt. Als eine pointierte Mischung von Zufall und Methode scheint eher das Schachspiel als das Würfelspiel geeignet, den kreativen Prozeß zu symbolisieren, folgerichtig taucht es in der modernen Kunst des öfteren auf, sei es von Paul Klee gemalt (“Überschach”) oder von Marcel Duchamp praktiziert (Siehe “du” 1/82). Zwei Künstler sind zu nennen, wenn, wie hier, über ausgewürfelte Bilder zu berichten ist, Bernhard Sandfort, der seit 1963 die Aufteilung seiner konstruktivistischen Bilder und Bilderserien dem Würfel anvertraut hat, und Peter Lacroix, der in den 70er Jahren ausgewürfelte Bilder angefertigt hat.

Die Bilderserie, die Reinhard “Kiki” Heinrichsmeyer nach dem Würfelprinzip angefertigt hat, bezieht ihren Reiz also weniger aus der Originalität des Verfahrens als aus der Tatsache, daß er die Bilder hat auswürfeln lassen, von documenta-Künstlern nämlich, vor allem solchen der 7., aber auch früherer documentas. Sie erhielten von dem frühzeitig über die Kasseler Liste informierten Kunststudenten und Schüler von Harry Kramer eine Einladung, anhand einer vorgefertigten Karte die Ergebnisse…

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von Walter Grasskamp

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