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Ausstellungen: München · von Annelie Pohlen · S. 161 - 160
Ausstellungen: München , 1982

Max Neumann

Bonner Kunstverein/Galerie van de Loo/München

Mit Max Neumann tritt nun ein junger Berliner Künstler in die bundesdeutsche Kunstszene, der wiewohl nicht “heftig” – doch nicht so ganz aus der Reihe der Jungen heraustanzt. Was ihn unterscheidet, ist das reflektierte Verhältnis zur Malerei, die Analyse der Spannung zwischen frei ausschweifender und festgefügter Form. Was ihn verbindet, ist zum einen der unübersehbare Rückgriff auf die Vergangenheit (Beziehungen zum Informell und zur expressiv rituellen Geste eines Rainer, Roth oder Iseli) und die Intuition oder Sinnlichkeit einer rätselhaften Figuration. Neumanns Bilder kreisen um abrupt und fetzig entworfene Menschenbilder, Mischwesen aus Dämonen, zarten Figuren ohne definierbare Existenz und gestürzten Engeln. Ihre Gestalt wächst aus ausufernden und sich verdichtenden Linien und schwarzen oder roten schemenhaften Flächen. Ihrer mysteriösen Ausstrahlung stehen Gegenstände banalster Alltäglichkeit entgegen. Stühle, Tische, Hocker, Kisten. Ihr ‘Zweck’ ist primär ein formaler: das Ausufern expressiver Partien in festgefügter linear gebauter Form zu konzentrieren. Doch dem formalen Impuls folgt das Zwiegespräch zwischen Lebewesen und Gegenstand auf der intuitiven Ebene der Kommunikation. Das Mitteilungsmoment wird zudem durch in das Bild hineingeschriebene, wiewohl unleserliche Texte unterstrichen. Wo diese ebenso fetzig sind wie die bildnerische Gestalt, wird Spannung erhöht. Nicht so da, wo Neumann die gesamte Fläche überzieht.

Neumanns Arbeitsweise ist vom Risiko des ernsthaften Ringens um den gültigen Ausdruck geprägt in einer Weise, daß Schwächen nicht hinter einer Ideologie der schlechten, anarchisch verbrämten Malerei verschleiert werden. Bilder von nachdrücklicher Erregung, gespeist aus alltäglicher Bedrohung und poetischen Flügen in die Zonen freier Intuition, sind vornehmlich in seinen skizzenhaft abrupten,…

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