Paris
Matthew Barney Secondary
Fondation Cartier 08.06.– 08.09.2024
von Amine Haase
Das trifft sich gut: sportsman und media-artist Matthew Barney stellt in der Pariser Fondation Cartier aus, und sein neuestes Werk Secondary wird dort während der Olympischen Spiele 2024 zu sehen sein. Zufall, sagt Fondation-Chef Chris Dercon, na ja, jedenfalls ein interessanter „Zufall“. Secondary ist der Name für die letzte Verteidigungslinie im American Football, und im Zentrum der show in Jean Nouvels Glashaus am Boulevard Raspail hängen riesige Video-Projektoren – über einem raumfüllenden Teppich, der in colour-field-Manier ein Footballfeld markiert, und in den vier Raumecken. Der Blick wird also nach oben gelenkt, wandert von einem Monitor zum anderen und entschlüsselt Bild für Bild einen sechzig Minuten andauernden Totentanz. American Football ist ein gefährliches Spiel. Das weiß Matthew Barney nur zu genau. Er selbst hat während seines Studiums als quaterback gespielt, also als Captain der Offensive – bevor er lieber Geld als Model verdiente. Und die Geschichte, die Secondary zugrunde liegt, ist tatsächlich tragisch.
Die Fünf-Kanal-Videoinstallation führt – auf die typisch verschlüsselte Art und Weise, mit der Barney Geschichten erzählt – das Spiel der New England Patriots gegen die Oakland Raiders vom 12. August 1978 vor Augen. Raider safety Jack Tatum und Patriot wide-receiver Darryl Stingily kollidierten so heftig, dass Stingily danach sein Leben lang querschnittsgelähmt war. Die Szene des Aufpralls, des wie leblos am Boden liegenden Patriot-Spielers und die auf Null gestellte Anzeigetafel wurde damals in Endlosschleife im US-Fernsehen gezeigt. Barney erinnert sich: „I saw the replay, over and over again.“ Der damals Elfjährige…