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Ausstellungen: München · von Jolanda Drexler · S. 324 - 325
Ausstellungen: München , 2010

Jolanda Drexler
Neo Rauch

»Begleiter«
Pinakothek der Moderne, München, 20.4. – 15.8.2010

Das Phänomen Neo Rauch ist schwer zu fassen. Der international ungemein renommierte Vertreter der Leipziger Schule fasziniert nicht nur als Maler rätselhafter, immer opulenter werdender Bilder sondern auch als besonnener und fundierter Exeget seines Werks und nicht zuletzt als einnehmende, von den Medien gehätschelte Persönlichkeit, die dem aktuellen Hype distanziert standhält. Dass ein solcher Künstler Publikum wie Kritik spaltet, liegt auf der Hand. Während sich die Gegner von angeblich anachronistischen Historienschinken mit deutlich deutschtümelndem, verquast-depressivem Einschlag peinlich berührt fühlen, erkennt die Mehrheit in Neo Rauch einen Malvirtuosen in der großen kunsthistorischen Tradition von Tizian, Tintoretto, El Greco bis Beckmann, Bacon und Baselitz. Aus Anlass seines 50. Geburtstags haben ihm nun gleichzeitig die Pinakothek der Moderne in München und das Museum der bildenden Künste in Leipzig eine monumentale Doppelretrospektive mit insgesamt 120 Werken aus knapp 20-jähriger Schaffenszeit ausgerichtet, großenteils aus Privatbesitz und überhaupt erstmals öffentlich gezeigt.

Neo Rauchs figurative Bildsprache verschmilzt Anregungen aus Romantik, Surrealismus, Sozialistischem Realismus und Pop Art. In seinen nach der Jahrtausendwende zunehmend theatralisch und üppig komponierten Bildwelten ergehen sich modellhaft wiederkehrende Personentypen wie in Trance in den sonderbarsten Tätigkeiten. Häufig erscheinen die Protagonisten vor ostdeutscher Landschaft in Biedermeiertracht, was nicht nur auf des Künstlers Vorliebe für das 19. Jahrhundert sondern vor allem auch auf sein nichtlineares Zeitverständnis zurückzuführen ist: Zeit entwickelt sich im Sinne von Leon Blois nach allen Seiten gleichzeitig. Neo Rauch will, sich auf Balthus berufend, jedweden narrativen Illusionismus aus seinen Bildern fernhalten. So gerinnt…



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