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Ausstellungen: München · von Martin Blättner · S. 326 - 327
Ausstellungen: München , 2010

Martin Blättner
Rune Mields

»Der Gauss-Code und die Vögel«
Galerie Karin Sachs, 7.5. – 17.6.2010

Ohne den Titel „Der Gauss-Code“ gelesen zu haben, könnte man das monumentale Acrylbild auf Leinwand zunächst für eine Huldigung an den „Suprematismus“ von Kasimir Malewitsch (um 1878-1935) halten, an die Elementarformen der bildnerischen Reduktion, wobei Kreuz und Fläche nur als Plus- und Minuszeichen im Erscheinung treten. Tatsächlich handelt es sich aber bei der grafischen Abfolge eines rhythmisierten binären Codes um die Darstellung elektromagnetischer Impulse, eben der visuellen Auseinandersetzung mit dem Gauß-Weber-Telegraph.

1833 tauschten die beiden Göttinger Gelehrten Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Eduard Weber die ersten Nachrichten über elektromagnetisch beeinflusste Kompassnadeln aus. „Wissen vor Meinen – Sein vor Scheinen“ lautete eine der ersten übermittelten Botschaften, auf die sich nun Rune Mields in ihrer jüngsten Arbeit bezieht. Hinter dem Feld der schwarz gemalten Morsezeichen sind im weißen Bildgrund schemenhaft verblasst einzelne Großbuchstaben dieser Erkenntnisformel auszumachen. Auf weiteren grafischen Blättern variiert „Der Gauss-Code“ mit dem Portrait des überragenden Wissenschaftlers C. F. Gauß (1777-1855) im Hintergrund, der als Mathematiker, Astronom, Geodät und Physiker zahlreiche Methoden und Ideen entwickelte, die seinen Namen tragen.

Rune Mields, die kürzlich mit dem Konrad-von-Soest-Preis ausgezeichnet wurde, nimmt insofern als Künstlerin eine außergewöhnliche Sonderstellung ein, als sie sich über ihre individuelle Mythologie hinaus mit komplexen wissenschaftlichen, insbesondere mathematischen Ordnungssystemen auseinandersetzt und ihre Spurensuche in unterschiedlichste Kulturkreise ausweitet. Ihre konzeptuellen Ansätze sind in einem philosophisch-künstlerischen Gesamtzusammenhang eingebettet, wobei die speziellen wissenschaftlichen Einlassungen keine Widersprüche in der bildnerischen Umsetzung bilden. Mit dem Verzicht auf Farbe wird die Vernunft des Erkennens…



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von Martin Blättner

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