Renate Puvogel
Ostwärts
»Freiheit/Grenzen/Projektionen«
Ludwig Forum, Aachen, 16.11.2014 – 22.02.2015
Die Nachkriegskunst des Sammlerehepaares Peter und Irene Ludwig ist derzeit im Rheinland höchst präsent: im Kölner Museum Ludwig werden ihre bemerkenswert frühen Ankäufe der Popart gezeigt, im Ludwig Forum Aachen diejenigen aus der ehemaligen Sowjetunion und ihren Bruderstaaten. Für das Aachener Museum bot das Datum des Mauerfalls vor 25 Jahren den Anlass, auf die Sammlungstätigkeit der Ludwigs zurück zu blicken, wie sie sich seit Ende der 70er Jahre betont auf den osteuropäischen Raum konzentrierte. Die Ausstellung spannt den Bogen sogar von den 1930er bis in die 90er Jahre und führt gegensätzliche Strömungen wie Vertreter des Sozialistischen Realismus, der Soz Art und der Russischen Nonkonformisten zusammen. Sichtbar wird, wie kompliziert generelle Zuordnungen sind, weil sich hinter propagandistischen Kulissen nicht selten kritische Untertöne verbergen.
Peter Ludwig hat als Sammler seit jeher Pionierarbeit geleistet. Seine auf kunsthistorischem Wissen aufgebaute Liebe zur Kunst, gepaart mit einem kunstgeographischen Interesse beflügelte seinen missionarischen Eifer, Künstler aus Staaten anderer Wertvorstellungen einem westeuropäischen Publikum bekannt zu machen. Wie er als erster Europäer die Popart als sammelnswert erkannt hatte, begann er Ende der 70er Jahre, das osteuropäische Territorium zu erkunden und erwarb bereits 1978 Werke von Künstlern der ehemaligen DDR und 1982 das erste Konvolut sowjetischer Kunst. Ideologien als solche interessierten ihn wenig, vielmehr orientierte er sich ausschließlich am Kunstwerk als originärem kulturellen Ausdruck der jeweiligen Zeit. Und dieser Zeitbezug wurde seit den 50er/60er Jahren zunehmend der seiner eigenen Gegenwart. Dass er als Kaufmann und Industrieller seine Liebe zur Kunst mit wirtschaftlichen…