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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 269 - 271
Ausstellungen: London ,

London
Pilvi Takala

On Discomfort
Goldsmiths Centre for Contemporary Art 19.03.– 04.06.2023

von Edgar Schmitz

Pilvi Takalas Performances als Interventionen zu beschreiben, trifft die Arbeiten nur zum Teil. Vor allem geht es bei ihren inszenierten Auftritten in immer wieder anders befremdlichen, entfremdeten und dementsprechend latent paranoiden Situationen vor allem darum, Randbereiche des Unbehagens auszureizen und diagnostisch auf die Situationen selbst zurückzublenden.

In Wallflower, der frühesten Arbeit in der Ausstellung, nimmt die Künstlerin im Ballkleid an einem Tanzabend für skandinavische Senior*innen (nicht) teil und inszeniert ihre deplatzierte Figur als Kontrastmedium, sowohl um die Situation selbst aufzuladen als auch, um sie dann im Galeriekontext vorführen zu können.

Auch wenn sie in The Real Snow White dann im Schneewittchenkostüm vor dem Pariser Disneyland Park in der Kassenschlange posiert, löst sie verschiedenste Reaktionen aus: die Besucher*innen möchten Autogramme haben und lassen sich mit ihr fotografieren, während sich die Sicherheitsbeamt*innen bemühen, sie zu den Toiletten zu eskortieren, in denen sie doch bitte ihre unangemessene Verkleidung ablegen solle. Was wo wie passt oder eben auch nicht, stellt sich in der Arbeit natürlich auch als Kunstfrage. Wenn der Sicherheitsbeamte erklärt, dass das echte Schneewittchen im Park sei, antwortet sie, sie habe gedacht, die echte sei eine Zeichnung gewesen.

Im Gewirr der Simulationsmetaphern und deplatzierten Bildwelten des Disney-Universums erscheint Takala dabei weniger als Eindringling, denn als Echo und Spiegelbild, das in seiner Verschiebung an die Außenbereiche des abgegrenzten Parks ausreichend Vibrationen und Störungen hervorrufen kann. (Dass gerade Disneyland dafür herhalten muss, ist so überdeterminiert, dass die Arbeit Jahre nach Huyghe und Baudrillard fast schon…

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