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Ausstellungen: Kiel · von Rainer Unruh · S. 303 - 304
Ausstellungen: Kiel , 2007

Rainer Unruh
Re-Vision. Sampling als kulturelle Strategie

Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg, 25.11.2006 – 4.2.2007

Winnetou hat den Kriegspfad verlassen. Selbst nur noch ein Schatten, der sich unscharf gegen eine Landschaft abzeichnet, in der sich alles von Sekunde zu Sekunde verändert, in der es flimmert und vibriert, in der Farben schillern und Formen zerfallen, reitet der stolze Indianer durch eine Welt, die sich in Auflösung befindet. So wild, wie in dieser Arbeit von Tatjana Marusic, war der Wilde Westen noch nie. Für ” the memory of a landscape” (2004) hat die Schweizer Künstlerin Bilder des Fernsehfilms ” Winnetou” durch ein Kopiersperren-Löschprogramm gejagt und digital bearbeitet. Auf den drei Leinwänden der Videoinstallation sind verschiedene Szenen des Abenteuerfilms in unterschiedlichen Stadien der Verfremdung zu sehen. Eben noch waren die angreifenden Indianer deutlich sichtbar, dann bricht ein Pixelgewitter los und zerstört alles bis zur Unkenntlichkeit. Was das Werk so interessant macht, ist, dass es nicht nur die Exotismus-Illusion des Fernsehfilms dekonstruiert, sondern dass es eine ganz neue Welt voller noch nie gesehener Bilder schafft, und dies mit Hilfe einer Technik, nämlich des Kopierschutzes, die gerade auf Auslöschung und Ausmerzung des Visuellen angelegt ist.

Tatsächlich zerstört der Kopierschutz nur eine Ordnung des Sichtbaren und ersetzt sie durch eine neue. Ganz ähnlich arbeitet das ASCII Art Ensemble. Die Künstler transformieren die Bildpixel von Kinoklassikern wie ” Psycho” oder ” Panzerkreuzer Potemkin” in einen universell lesbaren Computercode. Statt eines Mordes unter der Dusche sieht man nun auf einem monochromen Monitor endlose Reihen grüner Symbole. Im Gegensatz…


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