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Titel: dOCUMENTA (13) · von Jürgen Raap · S. 348 - 353
Titel: dOCUMENTA (13) , 2012

Reges Zusatz-Vermittlungsgeschäft

Jürgen Raap über die Begleiterscheinungen der documenta 13

Kassels Einzelhändler waren auf den Besucheransturm zur Eröffnung der documenta gut vorbereitet: quer über die Königstraße hatten sie ein Transparent gespannt, das für den Freitagabend zum „Mitternachtsshopping“ lockte. Derweil werkelten kurz vor der Vernissage noch die Dekorateure im Schaufenster des Kaufhauses Sinn Leffers neben dem Museum Fridericianum. Anderntags konnte man dann dort die „Spring/Summer 2012-Kollektion“ bestaunen, die der documenta-Künstler Seth Price zusammen mit dem New Yorker Designer Tim Hamilton entworfen hatte. Auf den Preisschildern für die textilen „Adaptionen des paramilitärischen Stils in der zeitgenössischen Mode“ (documenta-Info) waren 300 Euro für eine helle Hose und 600 Euro für einen Mantel notiert. Immerhin fand sich für die exklusiven Teile ein Käufer pro Tag, so die vorläufige Bilanz der Sinn Leffers-Geschäftsführerin Sabine-Amélie Alt gegenüber der Lokalpresse nach Ablauf des ersten documenta-Monats.

Im Rathaus und bei der Kasseler Arbeitsagentur frohlockte man über den „documenta-Effekt“ und seine positiven ökonomischen Auswirkungen. Binnen vier Wochen sei die Arbeitslosenquote von 9,6 auf 9,2 Prozent gesunken: „Wegen der Weltkunstschau verzeichnete die Arbeitsagentur vor allem im Gastgewerbe, im Handel und in der Tourismusbranche ein reges Zusatz-Vermittlungsgeschäft“, erläuterte die „Hessisch-Niedersächsische Allgemeine“ (HNA).

Von den Zusatzjobs profitierten auch jene 180 Kräfte, die die documenta GmbH als Kunstvermittler anheuerte. Den Begriff „documenta-Führer“ vermied Jakob Schillinger als Leiter dieses museumsdidaktischen Programms dabei allerdings und nannte sie stattdessen etwas kapriziös „Worldly Companions“. Mit der Wortneuschöpfung „Weltgewandte Begleiter“ konnte man beim Hessischen Rundfunk freilich nicht viel anfangen und fragte ratlos: „Was machen die auf einer Kunstausstellung?“

Einer von ihnen hat…

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