vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Magazin: Museen & Institutionen · von Marius Babias · S. 485 - 485
Magazin: Museen & Institutionen , 1993

Marius Babias
Ruckhaberle strafversetzt

Staatliche Kunsthalle Berlin wird aufgelöst

Die Staatliche Kunsthalle Berlin, 1976 vom Abgeordnetenhaus errichtet, wird es zum 1.4.94 in bisheriger Form nicht mehr geben. Der dann auslaufende Mietvertrag für die zentral gelegenen Räume an der Budapester Straße (3000 Quadratmeter) und der jährliche, vom Land Berlin aufgebrachte Etat in Höhe von ca. 3 Millionen Mark lassen sich nicht mehr finanzieren. In diesem Jahr wurde die Sterbehilfe gar auf 5,2 Millionen Mark aufgestockt. Kultursenator Roloff-Momin ließ Ende ’92 eine interne Beschlußvorlage für das Abgeordnetenhaus erarbeiten. Darin heißt es: “Es ist beabsichtigt, die Staatliche Kunsthalle aufzulösen und in einen bestehenden privaten Rechtsträger zu integrieren.”

Die Überraschung kam dann Mitte März ’93: Dieter Ruckhaberle wurde zum 1.4.93, ein Jahr früher als geplant, seines Direktorpostens enthoben und zum Leiter der BBK-Trägerschaft “Künstlerhof Berlin-Buch” bestellt. Die Leitung der Staatlichen Kunsthalle, die demnächst der “Kulturveranstaltungs- und Verwaltungs GmbH” des Landes Berlin im Haus Podewil (früher “Haus der jungen Talente”) angegliedert werden soll, übernimmt bis Ende 1994 die bisherige Vize-Direktorin Gabriele Horn. Danach soll die auf fünf Jahre festgelegte künstlerische Leitung neu besetzt werden.

Die Angliederung an das Podewil, das über keine Ausstellungsflächen verfügt, kommt der Totalauflösung einer Kunsthalle gleich, die, obwohl in den Statuten der Pflege zeitgenössicher Kunst verpflichtet, dem Besucher seit Jahr und Tag den verquasten sozrealistischen Kunstfimmel ihres Direktors zumutet – ob Petrick, Sitte, Ipousteguy oder Grass. Unter Protest waren Jörn Merkert (Berlinische Galerie) und Alexander Dückers (Kupferstichkabinett) schon 1991 aus dem Beirat der Kunsthalle ausgetreten. Sie wollten sich nicht länger als “Feigenblatt mißbrauchen lassen” (Merkert),…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei